Wurde hz. Jesus/Îsa gekreuzigt?

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Re: Wurde hz. Jesus/Îsa gekreuzigt?

von Azadiyakurdistan am 10.06.2011 00:23

Also so lange Texte hab ich gar keine Lust zu lesen, wie gesagt hier sollen keine Religionen als schlecht dargestellt werden.
Wenn jemand was in diesem Text findet wo eine Religion verletzt wird dann einfach schreiben.

Silav

Silav û Rêz
Azad

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Bonafight
Gelöschter Benutzer

Wurde hz. Jesus/Îsa gekreuzigt?

von Bonafight am 09.06.2011 09:55

Ist Jesus am Kreuz gestorben?
von Schamsuddin Langlotz
Mansukript eines Vortrages,
gehalten auf der Leibziger Buchmesse 2005
Sehr geehrte Zuhörer:
Das Thema dieser Veranstaltung ist fraglos ein heißes Eisen.
- Mehr als 2,5 Milliarden Menschen glauben mehr oder minder an das Kreuz.
- Mehr als 15 Millionen Juden glauben noch immer einen Gotteslästerer vor 2000
Jahren seiner gerechten Strafe zugeführt zu haben.
- Selbst Atheisten, die zwar nicht an seine göttliche Mission glauben können, haben im Allgemeinen kaum Zweifel, dass ein gewisser Jesus von Nazaret ca. 30 n. Chr. in Jerusalem von den Römern gekreuzigt wurde.
- Schließlich glauben 1,2 Milliarden Muslime dem Qur’ân gemäß an Jesu prophetische Mission, seine Krankenheilungen und Totenerweckungen, ja sogar an die jungfräuliche Geburt.
Und dennoch sagt derselbe Qur’ân, (4,157) dass: „sie nicht Jesus kreuzigten. Vielmehr erschien es ihnen nur so.“ Dies ist die schwerwiegendste Unvereinbarkeit zwischen der qur’ânischen Botschaft und der christlichen Lehre, die gemäß dem Apostel Paulus im Kreuzestod Jesu des eingeborenen Sohnes Gottes die Rettung der Welt sieht. Während man über alle sonstigen Divergenzen zwischen Qur’ân und christlicher Theologie diskutieren kann scheiden sich hier die Geister. Entweder Jesus wurde gekreuzigt oder nicht; eine dialektische Synthese zwischen diesem These/Antithese Paar dürfte kaum möglich sein. Nun könnte man einwenden: Ist diese Frage im Jahr 2005 überhaupt noch wichtig? Haben wir nicht andere Probleme? Darauf möchte ich antworten, dass diese Frage bedauerlicherweise in letzter Zeit eine Bedrohung für den Weltfrieden geworden ist! Evangelikale Christen meinen, einen „Kreuzzug“ gegen den Islam führen zu müssen, weil sie glauben, im Propheten des Islam den Anti-Christen und im Islam selbst die Religion Satans sehen zu müssen. Dabei berufen sich ihre Wortführer auf Reformatoren wie Calvin und Martin Luther, die vor ca. 500 Jahren – ohne Zugang zu islamischen Primärquellen zu haben – ex cathedra entschieden, dass Muhammad der Antichrist sei. Dass man als Christ auch zu anderen Ergebnissen kommen kann, lehrt dagegen das 2. vatikanische Konzil von 1963, wo gesagt wird, dass der heilige Geist auch außerhalb des Christentums wirkt. Hans Küng und andere Gelehrte gehen – nach gründlichem Studium des Qur’ân – so weit, in Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – einen Propheten des einen Gottes auf gleicher Höhe wie die Propheten des alten Testaments zu sehen. Italienische Zeitungsleser wissen u.a. auch, dass Papst Johannes Paul II. des Öfteren seinen Gläubigen vorhält, sie sollten sich ein Beispiel an den Muslimen nehmen. (Hinsichtlich ihrer gewissenhaften Befolgung religiöser Gebote).
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Wirft nun also der muslimische Verleger Salim Spohr – sozusagen als geistiger Brandstifter Öl ins Feuer indem er ein Evangelium herausbringt, welches [wie wir gehört haben] zu wissen behauptet: Judas Sikariot der Verräter sei gekreuzigt worden und nicht Jesus? Wohlgemerkt der hl. Qur’ân sagt nur, dass es ihnen [nach dem Kontext den Juden] so schien, als hätten sie ihn getötet. Dass Judas statt Jesus gekreuzigt worden sei, ist nur eine der möglichen Interpretationen, welche dieser Stelle von den Kommentatoren gegeben wurde. Genauso vereinbar mit der Qur’ânstelle wäre u.a. auch die Hypothese, dass Jesus – auf ihm sei der Frieden –. seine Kreuzigung überlebt hat. Um derartige Fragen erst gar nicht entstehen zu lassen, bemühen sich vor allem evangelikale Kreise dieses Evangelium von vorn herein als mittelalterliche Fälschung abzutun. Sie tun dies u.a. im Internet mit Argumenten, welche den durchschnittlichen Bildzeitungsleser wohl überzeugen dürften. Die Vorreiterrolle scheint hierbei der Islamwissenschaftlerin und Expertin für die Missionierung von Muslimen Christiane Schirrmacher zukommen. Statt auf solche Vorwürfe im Einzelnen zu reagieren, möchte ich auf eine Veröffentlichung des Religionswissenschaftlers Prof. Jan Joosten hinweisen, die im Harvard Theological Review erschienen ist.1 Nach dem er die Fälschungstheorien kurz behandelt hat, weist Prof. Joosten in dieser bisher gründlichsten und sachkundigsten Studie zum Barnabasevangelium nach, das große Teile dieses Textes zweifelsfrei von Tatians Evangelienharmonie herstammen. Tatian verfasste dieses Diatessaron genannte Evangelium nach Gelehrten Konsens um 180 n. Chr. Das heißt mindestens 20 Jahre vor dem ältesten uns vorliegenden Manuskript der 4 biblischen Evangelien. (Papyrus P66). Weitere Bedeutende Gelehrte die sich ernsthaft und detailliert mit dem Barnabasevangelium auseinandergesetzt haben sind Prof. Luigi Cirillo, heute Univ. Neapel, und der große Orientalist Prof. Henri Corbin von der Pariser Sorbonne. Über das Material der 4 kanonischen Evangelien hinaus enthält Ev. Barnabas Geschichten aus Apokryphen die zum Teil in keinem anderen Text überlieferte worden sind. Das Studium der frühchristlichen Literatur der ersten 3 nachchristlichen Jahrhunderte fördert Überraschendes zu Tage: Bereits unmittelbar nach dem Himmelfahrtsereignis entstanden unter den Anhängern Jesu erste Abspaltungen. Zunächst waren da die ‚Nazoräer’ genannten jüdischen Gläubigen. Aus diesen gingen bereits im 1. Jahrhundert die Kerinthianer und Ebioniten hervor. Unter den Heidenchristen finden wir die Anhänger des Jüngers Petrus und diejenigen des Paulus.
1. Harvard Theological Review Jan, 2002, The Gospel of Barnabas and the
Dietessaron (Critical Essay) Author/s: Jan Joosten
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Hauptgrund für diese Spaltungen waren unvereinbare Ansichten bezüglich der Geburt und der Natur Jesu (Christologie) sowie der Kreuzigung. Der Pharisäer Paulus kreierte ab etwa 50 n. Chr. eine eigene Lehre, nach der Jesus durch seinen Kreuzestod die Sünden der gesamten Welt auf sich genommen habe! Allein der Glaube an dieses Mysterium mache selig, gute Werke seien dagegen zweitrangig. Alle die nicht daran glauben seien hingegen Kinder der Verdammnis. Dagegen betonten judenchristliche Schriften wie der Jakobusbrief, neben dem Glauben an den einen Gott und an den Messias Jesus, die Bedeutung von Werken, wie Beten, Fasten, Almosen. Die Kreuzigung hat in vielen überlieferten Schriften kaum Bedeutung. Die mehrere hundert Seiten starken Reisepredigten des Petrus erwähnen die Kreuzigung nur in einem einzigen Nebensatz. Entsprechend gibt es in den ersten drei Jahrhunderten keinen Beleg für die Verwendung des Kreuzes als Symbol. Widersprüche in den kanonischen Kreuzigungsberichten: Vergleicht man die Kreuzigungsberichte der 4 biblischen Evangelien stößt man auf zahlreiche Unterschiede, die sich zum Teil gegenseitig ausschließen.
1. nach Matthäus 15,32 Und auch die, welche mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn. Nach Lukas aber schmäht ihn nur der eine während dem anderen verhießen wird das er noch heute mit Jesus im Paradies sei.
2. Einige Evangelien sagen Maria sei bei der Kreuzigung dabei gewesen, nach anderen dagegen nicht.
3. Die letzten Worte des Gekreuzigten: Nach Lukas wäre es: “Vater in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Nach Johannes: „Siehe, es ist zu Ende.“ Nirgends klaffen die vier Evangelien so weit auseinander, wie in den Passionsberichten: Alahi, Alahi lemana schebaqtani. Psalm 22,2 Nach Markus wäre dies das letzte Wort des Gekreuzigten. Ebenso nach dem Matthäustext. Codex Bezae und der älteste lateinische Zeuge Codex bobiensis schreiben sogar übereinstimmend: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast du mich verflucht.“ Letzteres will aber zu einem gekreuzigten Judas besser passen als zu einem gekreuzigten Jesus. Aber laut Petrusevangelium aus dem 2. Jhdt. sprach Jesus: „Meine Kraft, meine Kraft, warum hast du mich verlassen?“ weil der heilige Geist durch den er erst zum wundertätigen Messias wurde ihn noch vor dem Kreuzestod verlassen habe. Prof. Bart Ehrman zeigt in seinem Meisterwerk The orthodox corruption of scripture wie die christologischen Debaten der ersten 3 Jahrhunderte den Bibeltext verändert haben.2 Als Epiphanius um 380 n. Chr. seine Enzyklopädie der Sekten schrieb, war die Anzahl Christlicher Sekten auf mindestens 80 angewachsen.
2. vgl. Bart D. Ehrman: The orthodox corruption of scripture (Oxford 1996). Auf Seite 154 erwähnt er, daß im Text des neuen Testaments an einigen Stellen das Wort “Leiden” (Christi), durch “Sterben” ersetzt wurde!
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Quelle

viel spaß am lesen aber es wird euch weiter bringen :)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.06.2011 17:20.

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