Zu viel gesehen, um zur Tagesordnung überzugehen

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Azadiyakurd...
Administrator

-, Männlich

  Aktive/r User/in

Administrator/in

Beiträge: 4656

Zu viel gesehen, um zur Tagesordnung überzugehen

von Azadiyakurdistan am 25.04.2012 22:02

Mainzer Gruppe besucht Türkei / „Kriminalisierung muss zurückgehen"

Zwei Wochen war Christa Blum im März im Osten der Türkei unterwegs. Für die Allgemeinmedizinerin war es die dritte Reise, die sie mit der Ärzteorganisation IPPNW in diese Region unternahm.

„Wir haben dort zu viel gesehen, um jetzt schweigen zu können", erzählt sie. Die massiven Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung der Kurden mache es ihr nicht möglich, „heimzufahren und zum Alltag zurückzukehren".

Wie Christa Blum geht es auch Friedrich Vetter, Pfarrer im Ruhestand, und Rainer Kohlhaas, Dozent für Didaktik der Politik an der Uni Mainz. Auch sie waren Teil der 14-köpfigen Gruppe, die auf ihrer Reise zahlreiche Gespräche mit Bürgermeistern, Menschenrechtlern, Juristen und Ärzten geführt hat.

„Die Gruppe fährt seit 18 Jahren jedes Jahr im März zum Newroz-Fest in die kurdischen Gebiete der Türkei", erklärt Blum. In diesem Jahr sei das wichtigste Fest der Kurden zum ersten Mal seit langer Zeit wieder verboten worden. Nach einem Tauwetter zwischen Kurden und türkischer Regierung sei nun wieder eine Eiszeit angebrochen. Das empfindet auch Rainer Kohlhaas so: „Die Kurden waren optimistisch in den letzten Jahren. Der Schock ist groß, dass Ministerpräsident Erdogan jetzt die Zügel wieder anzieht." Die drei Mainzer erzählen von willkürlichen Verhaftungen, allein über 600 zwischen Januar und März diesen Jahres. „Das sind keine Mitglieder der PKK, sondern Zivilisten, die inhaftiert werden", so Christa Blum.

„Warum hört uns Europa nicht?", sei die Frage gewesen, die die Delegation immer wieder gestellt bekam. Blum, Vetter und Kohlhaas wollen versuchen, sich Gehör zu verschaffen. Einen Brief an Außenminister Westerwelle haben sie schon geschrieben - ohne Reaktion. Jetzt wollen sie sich an die rheinland-pfälzischen Bundestagsabgeordneten wenden.

„Die Kurden sollen sich nicht vergessen fühlen", sagt Vetter. Deshalb fahre man auch weiter jedes Jahr in die Türkei. Kohlhaas nimmt Deutschland und die EU in die Pflicht: „Die Kriminalisierung der kurdischen Bewegung muss zurückgefahren werden.

Und die EU muss im Rahmen der zwar momentan zähen Beitrittsverhandlungen Druck auf die türkische Regierung ausüben." Die drei Mainzer wollen ihren Teil dazu beitragen, den „für viele Menschen blinden Fleck" ins Blickfeld zu rücken.

allgemeine-zeitung.de

Silav û Rêz
Azad

Antworten

« zurück zum Forum