VIDEO: Anschlag in Reyhanli: Türkei vermutet Assads Regime hinter Blutbad

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VIDEO: Anschlag in Reyhanli: Türkei vermutet Assads Regime hinter Blutbad

von Azadiyakurdistan am 11.05.2013 21:51



42 Tote und mehr als hundert Verletzte: Das ist die Bilanz des Anschlags in der türkisch-syrischen Grenzstadt Reyhanli. Ankara macht das Assad-Regime für das Blutbad verantwortlich. Das Attentat verschärft das angespannte Verhältnis zwischen Einheimischen und Kriegsflüchtlingen.
 
Ankara/Berlin - Es ist der schwerste Anschlag in der Türkei seit Jahren: Bei der Explosion zweier Autobomben sind in der Kleinstadt Reyhanli am Samstag mindestens 42 Menschen getötet worden. Mehr als hundert weitere wurden verletzt, als die beiden Sprengsätze binnen weniger Minuten vor der Kommunalverwaltung und dem Postamt des Ortes detonierten. Dutzende Verletzte schweben noch immer in Lebensgefahr.

Mehrere Stunden nach den Anschlägen erschütterte eine dritte Explosion die Stadt. Es habe sich um die Explosion eines Auto-Tanks gehandelt, sagte Innenminister Muammer Güler dem türkischen Fernsehsender NTV am Abend. Zu möglichen Opfern machte er keine Angaben. Die Explosion habe aber nichts mit den Anschlägen vom Mittag zu tun, sagte er.
Die 60.000-Einwohner-Stadt liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt. Mehrere tausend Bürgerkriegsflüchtlinge haben sich in den vergangenen beiden Jahren in Reyhanli und Umgebung niedergelassen. Sie sind über den Grenzübergang Cilvegözü in die Türkei geflohen. Dort hatte sich vor drei Monaten schon einmal ein Autobombenanschlag ereignet, bei dem 17 Menschen getötet und 30 weitere verletzt wurden. Ankara machte damals den syrischen Geheimdienst für das Attentat verantwortlich.

Ähnlich äußerten sich türkische Regierungsvertreter am Samstag: "Die syrischen Geheimdienste und ihre bewaffneten Organe sind die üblichen Verdächtigen, die hinter solch teuflischen Plänen stecken", sagte der stellvertretende Regierungschef Bülent Arinç in Ankara. "Wir wissen, dass die syrischen Flüchtlinge zur Zielscheibe des syrischen Regimes geworden sind." Reyhanli sei nicht zufällig zum Tatort geworden. Die Behörden würden alles in ihrer Macht stehende tun, um die Täterschaft der Regierung in Damaskus zu beweisen.
"Die Leute und die Organisation dahinter sind identifiziert", sagte der türkische Innenminister Muammer Güler laut der Webseite des Fernsehsenders TRT. "Es ist erwiesen, dass sie Verbindungen zu Organisationen haben, die vom syrischen Regime und seinen Geheimdiensten unterstützt werden." Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Cihan verstärkte die Armee ihrer Präsenz entlang der syrischen Grenze.

Spannungen zwischen Türken und Syrern

Bislang ist noch unklar, ob unter den Opfern überwiegend Einheimische oder syrische Flüchtlinge sind. In Reyhanli und Umgebung wohnen viele arabischsprachige Alawiten. Ein Großteil von ihnen sympathisiert mit dem syrischen Diktator Baschar al-Assad, der ebenfalls dieser religiösen Minderheit angehört. Den Zustrom der meist sunnitischen Flüchtlinge aus Syrien sehen sie mit großem Argwohn. In den vergangenen Wochen kam es laut türkischen Medienberichten mehrfach zu Zusammenstößen zwischen Türken und Syrern. Auch nach dem Anschlag am Samstag entluden sich die Spannungen: Aufgebrachte Jugendliche griffen syrische Autos in Reyhanli an.

Die Führung in Ankara mahnte ihre Bürger zur Besonnenheit: Sie sollten sich nicht durch den Anschlag provozieren lassen, forderte Staatspräsident Abdullah Gül. Auch Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wies darauf hin, dass die Provinz Hatay, in der Reyhanli liegt, eine besonders sensible Gegend ist. "Einige scheinen dort Zwietracht säen zu wollen", sagte er. Etwa 20.000 bis 25.000 Flüchtlinge leben in dem Gebiet in Lagern, das seit den zwanziger Jahren zwischen Syrien und der Türkei umstritten ist, und noch immer von Damaskus beansprucht wird.

Die syrische Opposition verurteilte die Anschläge in einer Stellungnahme als "verzweifelten und vergeblichen Versuch, Zwietracht zu säen". Das türkische Volk habe seine syrischen Nachbarn "ehrenhaft unterstützt" und solle dafür offenbar bestraft werden.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Anschläge. "In dieser schweren Stunde sind wir an der Seite der Türkei", erklärte er am Abend in Berlin. Auch sein französischer Kollege Laurent Fabius verurteilte die Anschläge und erklärte in Paris seine "Solidarität mit den Behörden und dem türkischen Volk".

Erdogan reist nach Washington

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu sagte während eines Berlin-Besuchs am Samstag, es könnte kein Zufall sein, dass die Bomben zu einer Zeit explodierten, als sich die Bemühungen um eine diplomatische Lösung des Syrien-Konflikts verstärkten.

Damit bezog er sich auf den amerikanisch-russischen Vorschlag für eine neue Syrien-Konferenz und auf den Ruf der Türkei nach einer US-Flugverbotszone über Syrien. Erst am Freitag hatte Erdogan diese Forderung mit dem Hinweis auf den aus seiner Sicht bestätigten Einsatz von Chemiewaffen durch die syrische Regierung begründet. Nach einem Bericht der Zeitung "Hürriyet" spielt das Krankenhaus von Reyhanli eine Schlüsselrolle bei der Untersuchung von syrischen Bürgerkriegsopfern, die durch Giftgas verletzt worden sein sollen.

Erdogan reist in der kommenden Woche in die USA. Nach dem Anschlag von Reyhanli werden in der Türkei die Stimmen derer lauter, die auf eine Intervention in Syrien drängen. Bei seinen Gesprächen mit US-Präsident Barack Obama dürfte der türkische Premier auf eine Ausweitung der Unterstützung für die Rebellen drängen.

In der türkischen Bevölkerung gibt es bislang allerdings keine Mehrheit für eine Intervention im Nachbarland. Die Opposition wirft Erdogan ohnehin schon vor, mit seiner klaren Parteinahme gegen Assad die Sicherheit der Landesgrenzen zu gefährden. Die Bomben von Reyhanli bringen den türkischen Ministerpräsidenten in eine schwierige Lage.

syd/AFP/AP/Reuters 

 

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