Kurdistan: Staatsterror,Folter,Übergriffe
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Kurdistan: Staatsterror,Folter,Übergriffe
von Azadiyakurdistan am 12.03.2011 15:30Wie kürzlich schon berichtet, hat in der Hochburg der kurdischen Freiheitsbewegung, Gever/Yüksekova vor wenigen Wochen eine parastaatliche Terrororganisation mit dem Namen Mezit ihre Aktivitäten aufgenommen.
Nachdem sie angekündigt hatte „Yüksekova von PKK-KCK und ihren Symphatisanten zu befreien“, legten an verschiedenen Orten Bomben ab führten nächtliche Einschüchterungsaktionen gegen die Bevölkerung durch. Nach mehreren dieser Ereignisse konnte die Bevölkerung am 2.3. einen der mutmaßlichen Täter, einen Zivilpolizisten auf frischer Tat stellen, der mit einer Gruppe von 4-5 weiteren Beamten, nach Augenzeugenberichten dabei beobachtet worden war, wie er an einem öffentlichen Platz dabei war eine Bombe zu legen, während der Gouverneur es sehr eilig hatte, dies zu dementieren. Viele aufgebrachte Menschen verprügelten den Polizisten, Mitglieder der linken prokurdischen Partei BDP und anderen politischer Organisationen intervenierten jedoch und schützten den Verletzten.
Bei einem darauffolgenden Polizeieinsatz eröffnete die Polizei das Feuer und überfuhr ein Fahrrad fahrendes Kind mit dem Panzer und verletzte es schwer. Es kam zu schweren Straßenkämpfen im Stadtzentrum von Gever. Aus kurdischen Kreisen wird der versuchte Bombenanschlag als gezielte Provokation vor dem Besuch des Covorsitzenden der BDP Selahattin DemirtaÅ bewertet. Schon bei einem etwa eine Woche zuvor versuchten Bombenanschlag konnte der Täter gestellt werden, stach jedoch einen Ladenbetreiber nieder und floh in Richtung der 300m entfernten Polizeidirektion. Eine ähnliche Gruppe hatte schon 2005 in der Region operiert, sie verübte u.a. einen Bombenanschlag auf Bücherei in Åemdinli in der Nähe von Yüksekova, bei der ein Mensch starb. In Folge dieses Anschlags wurden zwei der Täter von der Bevölkerung gestellt und entpuppten sich als Angehörige des Militärs. Sie blieben bis heute Straffrei.
Polizei und Spezialeinheiten üben Rache an Bevölkerung: Razzien, Schläge und Folter
Nach diesen Ereignissen begannen neue groß angelegte Razzien und Festnahmeoperationen. Die beteiligten Kräfte zeichneten sich durch aggressives und gewalttätiges Vorgehen aus. Neben den „üblichen“ Misshandlungen durch Schläge und Beleidigungen kam es zu mindestens einem Fall von schwerer Folter durch staatliche Kräfte. Schon in der ersten Nacht danach wurden über 36 Razzien durchgeführt und 16 Personen festgenommen. Anwesende Kinder wurden u.a. folgendermaßen bedroht: „Heute kommen wir wegen deines Bruders, morgen wegen dir.“ Türen und Fenster wurden eingeschlagen, die Einrichtungen zerstört. Die anwesenden Frauen wurden geschlagen, während Polizisten auf die Rücken der anwesenden Männer stiegen und sagten „Diese Tage werden die besten Tage für uns sein.“
BERICHTE BETROFFENER VON FOLTER UND ÜBERGRIFFEN
Bei einer Hausdurchsuchung konnte die gesuchte Person nicht gefunden werden, deswegen wurde M.B. mitgenommen und auf ein Gelände neben des Kommandos der Yüksekovabrigade gebracht und dort schwer gefoltert. Er erklärte:
„Sie haben mich unter Schlägen von zu Hause in einen Panzer gezerrt und auf ein unbebautes Gelände neben das Brigadenkommando gebracht. Dort steckte mir ein Zivilpolizist seine Waffe in den Mund und wollte mich zwingen zu sprechen. Danach folterten sie mich mit Elektroschocks. Als sie begriffen, dass ich keinen der gesuchten kannte, ließen sie mich frei.“
Der 60jährige Alaatin Kutluk, dem ein Bein und ein Arm fehlt und dessen Wohnung durchsucht worden war, erklärte, er habe in seinem ganzen Leben noch nie so einen „Polizeiterror“ erlebt:
„Die Polizisten drangen mit Nachtsichtgeräten und vermummt in mein Haus ein, indem sie die Türen des Erdgeschossen und der ersten Etage zerschlugen. Im Haus zerstörten sie den Fernseher, den Kühlschrank, die Waschmaschine und einen großen Teil der Einrichtung. Sie beleidigten uns und schlugen mich, obwohl ich behindert bin. Sie beleidigten meine Kinder, welche in den Reihen der PKK ihr Leben verloren hatten. Sie beschimpften meinen Sohn, der Soldat ist `Warum hast du ihn zur Armee und nicht in die Berge geschickt`. Die anwesenden Kinder wurden zusammengetrieben und es wurde ihnen gesagt `Geht alle in die Berge, bleibt nicht hier, hiernach wird es für Kurden hier nichts mehr außer Folter, Tod und Festnahmen geben. Entweder schickt eure Kinder zur PKK oder wir bringen sie um. Meinen 15jährigen Sohn, der zuvor festgenommen wurden war, sagten sie `Ich habe dir doch gesagt du sollst zur PKK gehen, warum bist du nicht gegangen? ´ und schlugen seinen Kopf während er Handschellen trug gegen die Wand.“
Auch bei der 55jährigen Xemi Yurtseven, von der ein Sohn bei der Guerilla und einer beim Militär ist drangen die Polizisten ein:
„Mindestens 20 Polizisten drangen plötzlich ein und griffen alle in der Wohnung an. Meinen Sohn zogen sie nackt nach draußen. Ich wollte sie stoppen. Aber ein Polizist warf mich mit einer Ohrfeige zu Boden. Meine anderen Kinder wurden gezwungen stundenlang mit dem Gesicht nach unten zu liegen, während die Polizisten ihnen in den Rücken traten. Mir reichte es und ich sagte ´Es reicht mit euren Grausamkeiten wir werden deswegen uns und unser Haus anzünden. ´ Die Polizisten sagten nur, `Worauf wartest du, zünde dich an. Das ist das Geschenk, welches sie uns zum Weltfrauentag machen, Beleidigungen, Gewehrkolbenschläge, Fäuste und Tritte.“
Dies stellt nur einen Ausschnitt dessen dar, was die Bevölkerung der Region zu erdulden hat. Durch massiven Terror, Festnahmen, extralegalen Hinrichtungen und anderen schweren Übergriffen soll der Widerstand in der Region gebrochen werden.
Quellen: DIHA; ANF
Silav û Rêz
Azad