Am Ende der Worte

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firat47
Gelöschter Benutzer

Am Ende der Worte

von firat47 am 07.11.2011 16:28

Serdar Akinan, Kommentator der Zeitung Akşam

Die Schwelle, an der sich die sogenannten KCK-Operationen nun befinden, zeigt uns nur eins auf: dass den Worten ein Ende bereitet werden soll, um Blut vergießen zu können. Wie viele Gräber müssen wir noch für die jungen Menschen unserer Heimat schaufeln? Die Regierung besitzt in Bezug auf die kurdische Frage eine erkennbare Haltung, die uns an ein unverzeihbares Ziel führen soll. Man braucht nur die Schlagzeilen der gelenkten Medien zu lesen, um den Rahmen dieser Politik zu erkennen.

Die Verhaftungen von Ragip Zarakolu (Menschenrechtler, Journalist und Verleger) und Prof. Dr. Büşra Ersanlıs (Professorin für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen) im Zuge der KCK-Operationen markieren eine wichtige Schwelle. Denn dies stellt eine schwere Niederlage für Diejenigen dar, die in der kurdischen Frage stets betont haben, dass die Waffen zu ruhen haben und eine Lösung auf politischem Wege gesucht werden müsse. Sie können sich sicher sein, dass diese Verhaftungen weitreichende negative Folgen haben werden. Ich betrachte in diesem Zusammenhang die Äußerungen von Fetullah Gülen, dass die PKK „eine Handvoll Banditen" sind und sie nichts „als Schläge verdienen würden" aus vielerlei Sicht als sehr wichtig. Die kriegerische und harte Rhetorik des Ministerpräsidenten Erdoğans, der Racheschwur Güls und die Haltung der Gülen-Bewegung sind nun sehr deutlich ersichtlich. Dies sind Positionen, die diese Phase blockieren und zur Stagnation führen. Die kurdische Bewegung und ihre bewaffneten Einheiten in den Bergen, die ihr als eine „Handvoll von Banditen" bezeichnet, haben eine ernsthafte politische Struktur namens KCK aufgebaut. Finden sie die Tatsache nicht besonders Interessant, dass die KCK-Operationen nicht auf den Südosten begrenzt sind und gar mittlerweile die gesamte Türkei erfasst haben? Hat etwa die BDP – trotz der 10%-Hürde – so viele Abgeordnete in der Lotterie gewonnen und diese ins Parlament entsandt? Diejenigen, die behaupten, dass die politisch-kurdische Bewegung nicht die Mehrheit der Kurden vertreten würde, lotsen die Türkei in eine große Falle.
Wenn Banner mit dem Slogan „Die PKK ist das Volk" auf BDP-Veranstaltungen gezeigt werden und andere dies als kurdischen Faschismus betiteln, dann ist das nichts anderes als ein Beleg für die Beschränktheit derer, die zu so einem Urteil kommen.
Es ist ganz klar, wer im Namen der Kurden Politik betreibt. Man kann es PKK, Öcalan, KCK oder BDP nennen. Fakt ist, dass diese Bewegung eine ernsthafte Struktur hat und diese auf einer ernst zu nehmenden Basis fußt. Trotz all der Repressionen verankert sich diese Bewegung immer weiter.
Statt sich von der Politik zu verabschieden, hätte man die Bedingungen dafür schaffen sollen, dass die Politik vom Aspekt der Gewalt befreit wird.
Diese Feststellung hatte sogar die Zeitung Zaman gedruckt.
Ich versuche zu verstehen, warum die Regierung (damit sind alle Mitglieder der Regierung gemeint) am angelangten Punkt Kriegsgeschrei von sich gibt. Ich frage mich, was diese machen werden, wenn sich ein anderes „Mavi Marmara" Boot sich der Küste von Mersin nähert. Seid ihr wirklich bereit mit Israel, dass ihr so sehr kritisiert, in dieselbe Kategorie eingeordneten zu werden?
Was wird passieren, wenn Al Jazeera damit beginnt, aus Amed (Diyarbakir) vom kurdischen Frühling zu berichten? Ist das etwa unmöglich?

Quelle: Akşam, 02.11.2011, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan

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