Angriff auf Gaza-Konvoi Israel schockt den Nahen Osten

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Mezrecux
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Angriff auf Gaza-Konvoi Israel schockt den Nahen Osten

von Mezrecux am 02.06.2010 16:17

Ein israelisches Elitekommando hat einen Schiffskonvoi unter türkischer Flagge mit Hilfslieferungen für den Gaza-Streifen gewaltsam gestoppt. Mindestens zehn propalästinensische Aktivisten der "Solidaritätsflotte" kamen ums Leben. Die türkische Regierung beruft den Botschafter aus Israel ab.

Ein Elitekommando der israelischen Armee hat gewaltsam die Schiffe der "Solidaritätsflotte" für den Gaza-Streifen übernommen. Bei der Aktion kamen nach Angaben der israelischen Armee mehr als zehn Menschen ums Leben, die an dem Konvoi beteiligte Hilfsorganisation IHH sprach von 15 Toten. Nach neueren Informationen des israelischen Fernsehens starben sogar 19 Menschen.

Die Militäraktion hat vor allem in der Türkei und in der arabischen Welt Entsetzen und Empörung ausgelöst. Auch die EU und Deutschland kritisieren Israel für den Einsatz scharf.

Dutzend Menschen - sowohl Aktivsten als auch Soldaten - wurden nach Angaben der Streitkräfte verletzt. Was sich genau in der Nacht zum Montag auf dem Mittelmeer in internationalen Gewässern ereignete, blieb zunächst unklar. Beide Seiten lieferten verschiedene Darstellungen. Ein Reporter berichtete von einem der Schiffe, die Israelis hätten schon geschossen, bevor sie an Bord gekommen seien.

Die israelischen Streitkräfte wiederum erklärten, die Soldaten hätten erst geschossen, nachdem sie von Aktivisten mit Messern, Eisenstangen und scharfer Munition angegriffen worden seien. Vier Soldaten seien verwundet worden, davon habe einer eine Schusswunde erlitten. Ein Aktivist habe einem Soldaten die Waffe entrissen. "Die haben diesen Angriff geplant", sagte ein Militärsprecher.

Die sechs Schiffe seien geentert worden, weil sie die über den Gaza-Streifen verhängte Seeblockade durchbrechen wollten. Der Küstenstreifen wird von der radikalen Hamas beherrscht. Mit der Blockade will Israel das Einschmuggeln von Waffen verhindern. Trotz israelischer Warnungen war der aus sechs Schiffen bestehende Konvoi am Sonntag aus internationalen Gewässern bei Zypern aufgebrochen.

Der Vorfall belastet auch die diplomatischen Beziehungen Israels zur Regierung in Ankara, weil einige der Schiffe unter türkischer Flagge fuhren. Nach Berichten des Senders al-Dschasira befänden sich unter den Toten neun türkische Staatsbürger. Ankara berief den türkischen Botschafter aus Israel ab und annullierte drei Militärabkommen mit Israel, wie der türkische Vizeministerpräsident Bülent mitteilte.

Das türkische Außenministerium verurteilte den israelischen Einsatz scharf und nannte das Abfangmanöver unverantwortlich. "Israel wird die Konsequenzen dieses Verhaltens zu tragen haben", teilte das Ministerium mit. Der israelische Militäreinsatz gegen die Flottille stelle einen "klaren" Bruch gegen internationales Recht dar und könne zu "irreparablen" Konsequenzen in den bilateralen Beziehungen führen. Indem Israel unschuldige Zivilisten ins Visier nehme, zeige das Land wieder einmal, dass es "Menschenleben und friedensstiftende Maßnahmen keinerlei Bedeutung zumisst".

Nach Medienberichten kam das türkische Kabinett zu einer Krisensitzung zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Nach Informationen von Sabah unterbricht der türkische Generalstabschef Ilker Basbug seinen Aufenthalt in Ägypten und reist noch heute in die Türkei zurück.

Der gesamte Beitrag: http://www.sueddeutsche.de

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