Familie bangt um den Vater

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Mezrecux
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Familie bangt um den Vater

von Mezrecux am 22.04.2010 20:51

Kurde soll abgeschoben werden: Frau und drei Kinder leben in Tübingen

Familie Aslan ist in großer Sorge. Vater Sait Aslan kam nach Mannheim in Abschiebehaft; am 28. April soll er in die Türkei ausgeflogen werden. Dort drohen dem Kurden Haft und Folter. Und für immer die Trennung von Frau und Kindern.

Tübingen. Senel Aslan Eroglu kann die Tränen kaum zurückhalten. „Mein Kopf ist ganz leer“, entschuldigt sie sich. Jeder kann sehen: Diese Mutter ist mit den Nerven am Ende. Gestern Nachmittag kam sie von einem Besuch bei ihrem Mann im Abschiebegefängnis in Mannheim zurück. „Am Schluss hat er sich von uns verabschiedet, als wäre es für immer“, sagt sie und muss wieder weinen. Die Kinder habe sie vom Vater kaum losreißen können; traurig und verstört hören sie zu.

Der kurdische Familienvater Sait Aslan weiß, was Abschiebung bedeutet. 2004 wurde er schon einmal in ein Flugzeug in die Türkei gesetzt – und dort gleich am Flughafen festgenommen. Insgesamt 18 Monate verbrachte er anschließend in Haft, die meiste Zeit in Gaziantep, nahe seinem Heimatdorf. Dort war er aktives Mitglied der inzwischen verbotenen kurdischen Demokratie-Partei DHP gewesen und hatte Gefängnis und Folter erlebt – wie schon sein ebenfalls für die kurdische Sache engagierter Vater, der schon seit Ende der 1980er Jahre als anerkannter Flüchtling in Reutlingen lebt.

Die Vorgeschichte ist zum Kopfschütteln kompliziert – auch wegen der Entscheidungen deutscher Asylbehörden: Anfang 2000 gelang Sait Aslan die Flucht nach Deutschland; seine Frau und die beiden Söhne folgten später nach. Während der Asylantrag für die Familie noch lief, wurde der Antrag des Familienvaters bereits abgelehnt und dieser abgeschoben. Der Frau, die inzwischen mit dem dritten Kind hochschwanger war, wurde später Aufenthaltsrecht gewährt.

Damals machte Senel Aslan „in Panik“, wie sie sagt, einen Fehler, den sie heute bitter bereut: Sie ließ sich von ihrem abwesenden Mann scheiden, weil sie, die seinetwegen in der Türkei schwer misshandelt worden war, ebenfalls die Abschiebung fürchtete. Doch der Kontakt zu ihm riss nie ab, wie Freunde bezeugen, zum Beispiel Sabine Boehlke, die früher als Familienhelferin des Landratsamts die Familie betreute.

Nach mehrfachen gescheiterten Versuchen gelang Sait Aslan Anfang diesen Jahres die illegale Einreise in die Bundesrepublik; auf legalem Weg konnte er nicht ausreisen, weil er zuvor in der Türkei untertauchen musste. Er war wieder bei seiner Familie, bei den Kindern, die ihn jahrelang entbehrt hatten. Alles wäre gut gewesen, wenn die Behörden die Zusammenführung der Familie und die politische Verfolgung Aslans in der Türkei als Gründe für ein Aufenthaltsrecht anerkannt hätten.

Aber kaum hatte Aslan seinen Asylfolgeantrag gestellt, fand er sich auch schon in Abschiebehaft. Am Montag vergangener Woche war seine Anhörung; noch vor dem neuerlichen Ablehnungsbescheid kam sein Flugticket für die Abschiebung nach Istanbul.

Die unmenschliche Härte dieser Entscheidung empört nicht nur Gruppen wie Amnesty International oder das regionale Bündnis gegen Abschiebehaft. Auch das Jugendamt, die Schulen der beiden Söhne (Hügel- und Walter-Erbe-Realschule), die hier gut integriert sind, die Bonhoeffer-Häuser, wo die Kinder den Hort besuchen – viele haben sich bei den Behörden für Sait Aslan verwendet. Die Anwesenheit des Vaters sei für die traumatisierte Familie notwendig und positiv gewesen. Senel Aslan will ihren Mann auch wieder heiraten; die Papiere sind schon auf dem Weg. „Bitte reißen Sie unsere Familie nicht auseinander!“ appelliert sie an die Behörden.

Nun quält sie die Angst, dass ihr Mann sich etwas antut, falls er tatsächlich abgeschoben wird. Auf Besucher im Gefängnis wirkte er zuletzt vollkommen verzweifelt und schwer depressiv; er zeigte auch Neigungen zur Selbstverletzung. Sein Vater, der vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat und den Sohn in seiner Nähe gut brauchen könnte, hat mit Hungerstreik gedroht.

Quelle: tagblatt.de

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