Islamistische Rebellen wollen Osten Syriens regieren

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Kudo21
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Islamistische Rebellen wollen Osten Syriens regieren

von Kudo21 am 10.03.2013 19:31


In der östlichen Provinz Deir as-Saur haben islamistische Kampfbrigaden ein Scharia-Komitee gegründet, um die eroberten Gebiete zu regieren. Unter anderem wollen sie eigene Polizisten und Gerichte.

Nach drei Tagen in der Hand syrischer Rebellen sind 21 Blauhelm-Soldaten wieder frei. Am Samstag passierten die vor allem von den Philippinen stammenden Männer die Grenze nach Jordanien, wie die Vereinten Nationen bestätigten. Im Osten Syriens gründeten islamistische Kampfbrigaden derweil ein Scharia-Komitee mit dem Ziel, in den von ihnen eroberten Gebieten zu regieren.

 

Die UN-Soldaten waren am Mittwoch in der syrischen Provinz Daraa unweit der von Israel besetzten Golanhöhen verschleppt und in das Dorf Al-Dschamla gebracht worden. Sie gehören der Undof-Mission an, die eine syrisch-israelische Waffenruhe auf den Golanhöhen überwacht.

Für die Entführung zeichnete eine Rebellengruppe verantwortlich, die sogenannte Märtyrer-von-Jarmuk-Brigade. Angehörige des Kampfverbands hatten zunächst behauptet, die UN-Soldaten hätten Truppen von Präsident Baschar al-Assad Hilfe geleistet. Der Gruppe wird nachgesagt, feindliche Kämpfer auch schon enthauptet zu haben. Für die Entführung wurden sie von anderen syrischen Revolutionären scharf kritisiert.

Philippinen wollen UN trotz Geiselnahme weiter helfen

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon würdigte am Wochenende die Bemühungen aller an der Freilassung Beteiligten. Wie sein Sprecher mitteilte, rief er zudem die Konfliktparteien in der Region auf, die Neutralität der Friedenstruppen zu respektieren. Die Blauhelm-Soldaten sollten sich frei und sicher bewegen können.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußerte sich erleichtert und verurteilte die Geiselnahme zugleich "in aller Schärfe". Der FDP-Politiker betonte: "Die Ereignisse der letzten Tage zeigen, dass der Bürgerkrieg in Syrien nicht nur für die UN-Beobachter, sondern auch für die ganze Region höchst gefährlich ist."

 

Ein Sprecher des philippinischen Außenministeriums ging davon aus, dass die Blauhelm-Soldaten bald wieder an ihren Einsatzort zurückkehren. "Unsere Soldaten sind auf solche Situationen vorbereitet worden, deshalb ist vorgesehen, dass sie wieder zur Undof-Mission auf den Golanhöhen zurückkehren", sagte er einem lokalen Radio-Sender am Sonntag. Die Männer seien unversehrt, ihnen gehe es gut.

Islamisten gründen Scharia-Komitee

In der östlichen Provinz Deir as-Saur gaben islamistische Brigaden derweil die Gründung eines Scharia-Komitees bekannt. Wie die syrischen Menschenrechtsbeobachter mit Sitz in London unter Berufung auf eine Erklärung der Islamisten mitteilten, will das Komitee unter anderem eine eigene Polizeitruppe einrichten sowie Gerichte und Fatwa-Büros für islamische Rechtsgutachten. Zudem wolle das Gremium humanitäre Hilfe leisten.

Der seit zwei Jahren andauernde Aufstand gegen Assad hat inzwischen nach internationalen Schätzungen rund 70.000 Menschen das Leben gekostet. Die Zahl der Flüchtlinge wird auf mehr als eine Million geschätzt, allein seit Jahresbeginn stieg ihre Zahl demnach um 400.000. In der Türkei leben fast 180.000 Syrer in Flüchtlingslagern im Grenzgebiet.

Die Vereinten Nationen befürchten angesichts des anhaltenden Bürgerkriegs noch einen massiven Anstieg. UN-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres sagte am Sonntag bei einem Besuch in der Türkei, die Zahl der Syrien-Flüchtlinge könne sich in diesem Jahr verdoppeln oder gar verdreifachen.

USA bilden Rebellen in Jordanien aus

Nach Informationen des "Spiegel" beteiligen sich die USA seit rund drei Monaten an der Ausbildung syrischer Rebellen in Jordanien. 200 Männer hätten das Trainig bereits durchlaufen, berichtete das Magazin unter Berufung auf mehrere Teilnehmer und Organisatoren. Die Kämpfer werden demnach vor allem im Gebrauch moderner Panzerabwehrwaffen geschult, damit sie gegen Panzer der syrischen Regierungstruppen vorgehen können.

Unklar ist dem Bericht zufolge, ob die US-Ausbilder für private Söldnerfirmen oder für staatliche Stellen arbeiten. Künftig sollen angeblich jeweils 600 Rebellen der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA) in zwei Camps im Osten und im Süden des Landes für je anderthalb Monate ausgebildet werden. Aus etwa einem Dutzend Einheiten mit insgesamt mehr als 10.000 Kämpfern solle "Tauhid al-Dschanub", die "Einheit des Südens", geformt werden.

Grund für das jordanische Engagement sind einem der Organisatoren zufolge vor allem Befürchtungen in Amman vor einem Machtzuwachs der Radikalen. Demnach wollen die jordanischen Sicherheitsdienste verhindern, dass Salafisten aus dem eigenen Land nach Syrien gehen und nach ihrer Rückkehr in Jordanien Unruhe erzeugen.

Obwohl bereits Waffen an die Rebellen weitergegeben würden, lagere der Großteil noch in Jordanien. Diese seien vor allem von Saudi-Arabien unter der Bedingung finanziert worden, dass sich die FSA-Einheiten im syrischen Daraa auf eine Kommandostruktur verständigen. Ein Großteil der Waffen stamme aus Libyen.

Ein weiterer Grund für die neu anlaufende Militärhilfe ist dem Bericht zufolge die Konkurrenz der Anrainerstaaten um die Frage, wer den größeren Einfluss auf die Gewinner des Bürgerkriegs in Syrien haben werde. Während die Türkei und Katar die syrischen Muslimbrüder unterstützten, wollten Jordanien und Saudi-Arabien ihren Einfluss auf die FSA ausbauen.

 

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