Erste Risse in Syriens Mauer der Angst

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Mezrecux
Gelöschter Benutzer

Erste Risse in Syriens Mauer der Angst

von Mezrecux am 03.02.2011 15:48

Seit über 40 Jahren hält das Assad-Regime das Land eisern unter Kontrolle. Doch nun regt sich auch in Damaskus die Hoffnung auf Veränderungen.


"Bund der Bösen": Irans Staatschef Ahmadinedschad (M.) zu Besuch bei Syriens Präsident Assad (r.), Archivbild von 2007

Die Bilder aus Kairo flackern überall in Syrien über die Fernsehbildschirme. Seit Wochen schauen die Syrer zu, wie die Ägypter Tag für Tag weiter protestieren. Sie haben beobachtet, wie Flammen aus der Zentrale von Husni Mubaraks Regierungspartei schlagen, einem nüchternen Zweckbau aus grauem Beton, der allzu sehr an die Institutionen der Macht in ihrem eigenen Land erinnert.

„Sehr viele Leute, vor allem junge Leute, verfolgen die Nachrichten genau. Ihnen ist bewusst, dass sie unter Bedingungen leben, die nicht viel anders sind als die in Ägypten“, sagt der Dissident und politische Autor Yassin Haj Saleh. Die Proteste ringsum in der Region geben ihm Hoffnung. Doch er bleibt skeptisch. „Die Mauer der Angst“, sagt er, „ist in Syrien noch viel höher als in Ägypten.“


Syrer verabreden sich über Twitter und Facebook zum Protest

Hier und dort beginnen nun auch die Syrer, Mut zu schöpfen. So, wie in Kairo und Tunis vernetzen sie sich über das Internet. Auf Facebook und Twitter haben sie zu einem Protest aufgerufen. „Nach dem Freitagsgebet soll Freitag, der vierte, der erste Tag des Zorns für das stolze syrische Volk sein“, schreibt die Facebook-Seite „The Syrian Revolution 2011“.

Auch das Regime hat erkannt, dass die Massenproteste ringsum zu groß sind, als dass sie ignoriert werden könnten. Selbst die staatlichen Zeitungen haben ausführlich darüber berichtet. „Syrien ist stabil. Warum?“, so sagte Bashar al Assad Anfang der Woche in einem seltenen Interview mit dem Wall Street Journal. „Weil man eng mit den Überzeugungen des Volkes verbunden sein muss. Wenn es Abweichungen gibt, dann hat man dieses Vakuum, in dem Aufruhr entsteht.“

Der Präsident bezog sich damit auf die ideologische Ausrichtung seines Regimes: Während Ägypten gute Beziehungen zu Israel unterhält, hat Syrien nach wie vor keinen Frieden mit Jerusalem geschlossen. Dennoch sollte sich kein Regime im Nahen Osten derzeit zu sicher fühlen, meint Peter Harling, politischer Analyst der International Crisis Group in Damaskus: „Die Situation in allen Staaten der Region ist so zerbrechlich, dass ein einziger Vorfall eine Kettenreaktion auslösen kann, die schwer zu kontrollieren sein dürfte.“
Präsident al-Assad will politischen Druck zerstören

Das scheint dem syrischen Staatschef durchaus bewusst zu sein. Mit Zugeständnissen versucht er derzeit, den politischen Druck zu zerstreuen: Im Wall Street Journal kündigte er einige politische Reformen an. Seine Regierung hatte bereits zuvor zugesagt, die Subventionen für Heizöl zu erhöhen. Lehrern wurden in dieser Woche zinsfreie Darlehen für den Kauf von Laptops versprochen.

Besonders die zahlreichen Parallelen zwischen Kairo und Damaskus dürften das Regime beunruhigen: Auch Syrien wird von einer einzelnen Partei beherrscht, deren Sicherheitsdienste das Land eisern unter Kontrolle halten. Auch die Vorwürfe gegen das Regime sind die gleichen, es geht um Arbeitslosigkeit, um Armut und den Mangel demokratischer Reformen. „Das arabische Volk hat seinen Weg zur Freiheit gefunden“, schreibt eine Gruppe syrischer Dissidenten in einer Stellungnahme, „nämlich friedlichen, gewaltlosen Widerstand, der die Bevölkerung eint gegen die, die sie unterdrücken und ihren Reichtum stehlen.“

Der demokratische Aktivist Michel Kilo zählt zu den Unterzeichnern. Er ist überzeugt, dass sich derzeit ein Dominoeffekt entfaltet, der sich über die ganze Region ausbreiten könnte. „Bisher dachte jeder, dass die arabische Welt immer so bleiben würde, wie sie ist“, sagt er. „Nun weckt das, was in Ägypten und Tunesien geschieht, Hoffnungen, dass im Nahen Osten eine neue Zeit angebrochen ist.“

Menschen streben nach besserem Leben, nicht Ideologien

Seit 1982 hat es in Syrien keine größeren Proteste mehr gegeben. Damals schlug der ehemalige Präsident Hafez al Assad eine Revolte der Muslimbrüder in der westsyrischen Stadt Hama blutig nieder. Tausende Menschen kamen ums Leben. Einstweilen bleibt unklar, wie viele Demonstranten an diesem Wochenende auf die Straße gehen werden. Zwar haben mehr als 11. 000 Menschen „gefällt mir“ auf der Facebook-Seite „The Syrian Revolution“ geklickt. Doch nur ein Bruchteil von ihnen dürfte tatsächlich in Syrien leben.

Das Regime zeigt zunehmend Zeichen der Nervosität: Viele Syrer haben in den vergangenen Tagen immer wieder eine erhebliche Verlangsamung des Internet festgestellt. Baschar al-Assad hat das Internet eingeführt, als er die Macht im Jahr 2000 von seinem Vater Hafez übernahm. Sein Antritt wurde von der Hoffnung auf eine politische Öffnung begleitet. Doch mit der Verhaftung Dutzender Oppositioneller nahm ein kurzer „Damaszener Frühling“ ein abruptes Ende.

Egal, was am Wochenende passiert, vieles hat sich bereits unwiderruflich verändert, meint Mazen Darwich, der Direktor des Syrischen Zentrums für Medien: „Die wichtigste Botschaft ist, dass die Leute den Wandel vorantreiben selbst können.“ Darwich hatte sein Zentrum vor zwei Jahren in Damaskus aufgebaut. Wenige Wochen später ließen die Behörden es wieder schließen. „Früher ging es immer um Ideologien, um Pan-Arabismus oder die Feindschaft gegen Israel“, meint er. „Jetzt aber streben die Leute nach persönlicher Freiheit, nach Nahrung, Bildung, einem guten Leben.“

welt.de

Antworten

Azadiyakurd...
Administrator

-, Männlich

  Aktive/r User/in

Administrator/in

Beiträge: 4656

Re: Erste Risse in Syriens Mauer der Angst

von Azadiyakurdistan am 03.02.2011 16:05

In den letzten Tagen haben viele Syrer versucht ihre Ersparnisse aus den Banken in Syrien zu aufheben aber die Banken haben das nicht zugelassen aufgrund von Mangel an Geld in den Banken.
Die syrische Regierung ist schlau mal sehen ob die es schaffen die Demo´s zu verhindern, das Problem ist das es in Syrien nicht so viel PResse gibt wie in Ägypten und Tunesien Beshar würde ganze Städte bombadieren vor allem kurdische davon damit die Aufstände aufhören.

Im Jahr 2004 hat das syrische Militär die Stadt Efrîn umsingelt und wartete nur auf ein Befehl um die Stadt bombadieren zu können.

Der Präsident selber hat sich schon auf so einer Situation vorbereitet, seit mehr als 2 Jahren ist Beshar auch ein britischer Staatsbürger und seine Frau und Kinder auch. Die Kinder sind alle in England geboren.

Silav û Rêz
Azad

Antworten

« zurück zum Forum