12.09.1980

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Mezrecux
Gelöschter Benutzer

12.09.1980

von Mezrecux am 12.09.2010 00:01

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Am 12 September 1980 putschte das Militär unter General Kenan Evren zum dritten Mal in der Türkei. Der Putsch wurde von der NATO und den USA direkt oder indirekt unterstützt. Die NATO stationierte anschließend schnelle Eingreiftruppen im Herzen Kurdistans, in Van und Batman. Evren begründete den Putsch damit, "zu den Quellen des Kemalismus zurückzukehren" zu wollen und "die separatistische Umtriebe zu bekämpfen".
Das Militär verhängte über das Land das Kriegsrecht und verbot alle politischen Parteien. Die Regierung wurde des Amtes enthoben, Gewerkschaften, Vereine und Stiftungen wurden verboten und ihre Funktionäre wurden vor Gericht gestellt. Das Militär versuchte die Gesellschaft der Türkei durch Säuberungsaktionen in staatlichen Institutionen zu entpolitisieren. 30.000 Menschen sollen davon betroffen gewesen sein. Der Putsch richtete sich grundlegend gegen die aufkeimende kurdische Befreiungsbewegung und gegen die starken links-revolutionäre Kräfte. Insgesamt wurden 650.000 Menschen zu politischen Gefangenen, die meisten von ihnen gefoltert. In 210.000 Prozessen wurden 230.000 Personen vor Gericht gestellt. Es gab 7.000 beantragte, 571 verhängte und 50 vollstreckten Todesstrafen. 14.000 Personen wurden aus der Staatsbürgerschaft entlassen. 30.000 Personen flohen ins Ausland. 3.854 Lehrer und Lehrerinnen, 120 Universitätsdozenten und 47 Richter wurden entlassen. 133.607 Bücher wurden verbrannt.
Dieser Putsch ist der dramatischste aller drei Putsche. Alle revolutionären Organisationen konnten dem Putsch nicht viel entgegensetzen. In kürzester Zeit war ihre Basis zerschlagen. Das Ergebnis war, dass neben den revolutionären Strukturen auch gewerkschaftliche, soziale und kulturelle Bewegungen und Strukturen zerschlagen wurden. Das Militär schaffte es, die Hoffnungen in der Gesellschaft zu begraben. Es förderte neben dem Faschismus den Islam gegenüber linken Ideen, so wurden systematisch Moscheen in allen Orten gebaut. Es wurde eine türkisch-islamische Synthese vertreten, die auch heute von vielen türkischen Kräften vertreten wird. Vor allem die türkische Gesellschaft hat sich bis heute von diesem Putsch immer noch nicht erholen können, während die KurdInnen ab Ende der 80er Jahre Widerstand aufbauen konnten. Dies lag u.a. daran, dass die PKK (auch Abdullah Öcalan) sich schon ein Jahr zuvor teilweise aus Nord-Kurdistan in den Libanon zurückzog. Nach dem Putsch rief sie alle Gruppen ins Ausland gerufen, wovon mehrere es nicht schaffen. Türkische oppositionelle Gruppen gehen auch ins Exil, die meisten nach Europa, von wo sie aus jedoch den Kampf kaum vorantreiben können.


ISKU

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