Geschichte Westkurdistans
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Geschichte Westkurdistans
von Azadiyakurdistan am 24.04.2010 21:511921: (9.3.) Der Vertrag von London legt die Grenze zwischen Syrien (französisches Mandatsgebiet) und der Türkei fest. Der Einfachheit halber wird die von den Deutschen gebaute Linie der Bagdad- Bahn als Grenzverlauf genommen. So entstehen drei voneinander getrennte kurdische Enklaven. Die französischen Machthaber gestehen den Kurden keine politischen, aber kulturelle Rechte zu. Über Radio Damaskus wird ein kurdischer Sender ausgestrahlt.
1927: Die kurdische Unabhängigkeitspartei Xoybûn wird in Damaskus gegründet. Diese führt unter Leitung von Ihsan Nurî Pasha den Ararat-Aufstand in Nordkurdistan von 1930-32.
1946: Unabhängigkeit Syriens. Am 17.4. verlassen die französischen Soldaten das Land. Kurden können zunächst weiterhin ihre Kultur, Sprache und Gebräuche weitgehend ungehindert ausüben. Erst mit Beginn der 50er Jahre und dem zunehmenden Panarabismus kommt es zunehmend zu Repressionen.
1957: Nach dem Beispiel der KDP –Irak (KDP- Bashûr) wird in Syrien die „Kurdische Demokratische Partei" von Intellektuellen, Bauern und Arbeitern gegründet- KDP- Rojava. Ziel war die Anerkennung der Kurden als ethnische Gruppe, eine Landreform und eine demokratische Regierung in Damaskus.
1959: Eine große Zahl der Verantwortlichen der KDP- Rojava werden verhaftet. Die Partei besteht weiterhin, spaltet sich aber aufgrund großer politischer Differenzen in viele Untergruppen und bleibt politisch wirkungslos.
1961: Qudsi und Azm, zwei Vertreter der arabischen Großgrundbesitzer, übernehmen die Macht in Damaskus. Die Repression gegen die Kurden verschärft sich wegen angeblich antiarabischer Umtriebe.
1962: (23.8.) Die Regierung erlässt das Gesetzesdekret Nr. 93, wonach eine außerordentliche Volkszählung in der Provinz Djazira zulässig ist. Schon im November wird die Volkszählung durchgeführt. Als Ergebnis werden 120.000 Kurden zu „Fremden" erklärt. Die syrischen Staatsbürgerrechte werden ihnen entzogen. Um der „kurdischen Gefahr" entgegenzutreten, entwickelt die Regierung Pläne für die Einrichtung eines „arabischen Gürtels" (AI-hizam al-arabi). Danach soll die ganze kurdische Bevölkerung, die entlang der türkischen Grenze lebt, auf einem 280 km langen Gebiet, 15 km breit, umgesiedelt und durch arabische Bevölkerung ersetzt werden. In dem Ort Qaratschok wird Erdöl entdeckt.
1963: Im März übernimmt die Baath-Partei unter Führung von Michel Aflaq die Macht. Die Richtung des Baath'schen Sozialismus ist vor allem eine nationalarabische. Die Lage der Kurden verschärft sich. Im November veröffentlicht der Leiter der Politischen Partei der Provinz Djazira, Mohamed Talab Hilal, eine Studie mit einem 12-Punkte-Plan für eine „Säuberungspolitik".
1965: (4.7.) In Abwesenheit und ohne ordentlichen Prozess wird der kurdische Rechtsanwalt Ismet Sherif Vanly zum Tode verurteilt.
1967: Erste „Modellfarmen" werden in den kurdischen Gebieten errichtet. Den Kurden sagt man, ihr Land sei verstaatlicht worden. Der Krieg mit Israel bewirkt, dass dieses Projekt nicht fortgeführt wird.
1970: Hafiz al-Assad wird Staatspräsident in Syrien. Aufgrund der oppositionellen Haltung der syrischen Baath-Partei gegenüber der irakischen Baath-Partei erhalten verschiedene kurdische Organisationen in Damaskus Aufenthalt. Öffentlich kann das Newroz-Fest in den Sälen Damaskus’ gefeiert werden. Doch über die Kurden im eigenen Land verliert die Baath-Partei kein Wort.
1975: Zwischen den kurdischen Städten Amouda und Derik werden in der Provinz Djazira 40 „moderne Dörfer" gebaut. 7.000 arabische Bauernfamilien werden dort angesiedelt und bewaffnet. Seit 1968 haben mehr als 30.000 Kurden die Provinz verlassen und im Libanon oder im Landesinneren von Syrien versucht, eine neue Existenz aufzubauen. Auch aus dem Kurd-Dagh werden kurdische Familien vertrieben und siedeln sich neu in Aleppo an.
1976: Präsident Assad gibt den Plan des „arabischen Gürtels" auf und entscheidet, die Dinge so zu lassen, wie sie sind. Die PUK des südkurdischen Talabanî lässt sich in Damaskus im Exil nieder.
1980: Die „Revolte von Aleppo" der Muslim Bruderschaft wird von Sondereinheiten aus kurdischen und alewitischen Soldaten blutig niedergeschlagen.
1982: Ein Aufstand in Hama, ebenfalls ausgelöst von der Muslim Bruderschaft, wird erneut von der Sondereinheit blutig niedergeschlagen.
1985: Gründung der „Vereinigung der Demokraten Syrisch-Kurdistans", in der auch Kurden aus dem Libanon aufgenommen werden.
1986: Sowohl in Damaskus als auch in Efrin greifen syrische Polizeieinheiten mit Waffen kurdische Newroz-Feiern an. In Damaskus wird ein Kurde aus Qamishlo getötet, in Efrin drei Menschen.
Zu der Beerdigung in Qamishlo kommen 40.000 Kurden und Kurdinnen. Wieder greift die Polizei ein: 80 Personen werden festgenommen.
2004: Nach einem Fußballspiel war Qamishlo im März Ausgangspunkt landesweiter kurdischer Unruhen.
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Azad
Teil 1: Vom französischen Mandat bis zur Unabhängigkeit
von Azadiyakurdistan am 24.04.2010 22:18Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Osmanische Reich, dessen Bestandteil das heutige Syrien war, auf unterschiedliche Nationalstaaten aufgeteilt. Auf der Konferenz von San Remo im April 1920 wurden die Grenzen zwischen französischem und britischem Gebiet endgültig festgelegt, Frankreich erhielt das Mandat für Syrien und den Libanon. Im Juli 1920 nahmen die Franzosen Damaskus ein und zwangen Faysal zur Flucht (Faysal = der damalige König Syriens). Die Jazira im Nordosten Syriens war vor dem Ersten Weltkrieg noch kaum besiedelt. Lediglich einige halbnomadische kurdische und arabische Stämme teilten sich das Gebiet: Die kurdischen Milli und Miran verbrachten den Winter in den Ebenen der Jazira, im Sommer, wenn diese Gebiete von den arabischen Shammar und Tay genutzt wurden, lebten sie in Anatolien. Ende des 19. Jahrhunderts begann die Situation sich zu verändern, kurdische Stämme wanderten aus der anatolischen Tiefebene südwärts und ließen sich als Bauern in der Jazira nieder. Um 1918 herum kann davon ausgegangen werden, dass die Anzahl der Kurden in der Region diejenige der Araber leicht überstieg. Ab 1920 kamen vermehrt kurdische Stämme auf der Flucht vor der türkischen Armee in die Region, diese Fluchtbewegung steigerte sich insbesondere nach der Niederschlagung des Scheich Said-Aufstands in der Türkei in den Jahren 1925–1928. Während des kurdischen Ararat-Aufstands (1928-1930) begaben sich viele Kurden zurück in die Türkei, um die dortigen Kurden bei ihrem Aufstand zu unterstützen. Die kurdischen Stämme waren außerdem noch ein wichtiger Bündnispartner für die Franzosen. Die Türkei stellte noch immer Anspruch auf Syrien, allerdings konnten die Türken nichts gegen die kurdischen Stämme in Nordsyrien unternehmen und waren außerdem noch mit den zahlreichen Aufständen der Nordkurden beschäftigt. Somit konnte Frankreich seine Mandatsmacht in Syrien festigen.
Eine der Schwierigkeiten, mit denen Frankreich sich während seiner Mandatszeit konfrontiert sah, war der wachsende Einfluss arabischer Nationalisten. Diese forderten, dass Frankreich Syrien sobald als möglich in die Unabhängigkeit entlassen sollte, während die verschiedenen französischen Regierungen dieser Zeit in wechselndem Ausmass ihren Einfluss in der Region erhalten wollten. So versuchten die Franzosen, insbesondere lokale Beamte, auf unterschiedliche Weise die Minderheiten der Jazira zu stärken, um so ein Gegengewicht zu nationalistischen arabischen Bestrebungen zu schaffen. Als arabische Nationalisten und Druzen 1925 gegen die französische Mandatsmacht revoltierten, rekrutierten die Franzosen zahlreiche Minderheitenangehörige – Kurden, Tscherkessen, Armenier – um den Aufstand niederzuschlagen. Darüber hinaus wurden Angehörige der Minderheiten in die regionale Armee (Les Troupes Spéciales du Levant) aufgenommen.
1930 verfassten kurdische Nationalisten um die Organisation Khoybun eine Petition an die Mandatsregierung, in der u. a. gefordert wurde, dass Kurdisch den Status einer offiziellen Landessprache erhält, der Unterricht in den kurdischen Regionen in kurdischer Sprache stattfindet und die Verwaltung durch lokale kurdische Beamte gestellt wird.
Ab 1932, insbesondere aber zwischen 1936 und 1939, entwickelt sich in der Jazira eine breite kurdisch-christliche Autonomiebewegung, deren zentrale Forderungen die finanzielle und verwaltungstechnische Dezentralisierung der Jazira unter französischem Schutz und die Einsetzung lokaler kurdischer (und christlicher) Beamter war. Diese Forderungen wurden immer wieder an den Hochkommissar, die französische und die syrische Regierung sowie den Völkerbund herangetragen. Allerdings waren die arabischen Nationalisten gegen eine kurdische / christliche Autonomie. Im Sommer 1937 kam es zu einem Massaker an den syrischen Christen, an dem sich auch einige kurdische Stämme beteiligten. Dieser Vorfall schadete sehr der kurdisch-christlichen Allianz und die Christen misstrauten den Kurden immer mehr.
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs ließ die Türkei - erklärte Gegnerin jeder kurdischen Autonomie in der Jazira - für die Alliierten zu einem zunehmend wichtigen Bündnispartner werden. Darüber hinaus gewannen die Engländer, die im Gegensatz zu den Franzosen die Unabhängigkeit Syriens befürworteten, an Einfluss: Anfang Juni 1941 besetzte Großbritannien gemeinsam mit dem Freien Frankreich Syrien und den Libanon. Die Invasion wurde begleitet von einer Erklärung, in der de Gaulle (französischer General und Politiker) Syrien und Libanon die Unabhängigkeit versprach. Es wurden Neuwahlen angekündigt, aus denen der Nationale Block der arabischen Nationalisten als Sieger hervorging. Die neue Regierung verlangte den sofortigen Verzicht der Franzosen auf sämtliche Befugnisse, eine Forderung, die zu erfüllen die Mandatsmacht nicht bereit war. Im Mai 1945 brach eine arabische Revolte gegen die Franzosen aus, in die Großbritannien zugunsten Syriens eingriff. In Folge dieser Ereignisse zog sich Frankreich im Frühjahr 1946 vollständig aus Syrien zurück. Syrien war von nun an unabhängig und in den Händen der syrischen Nationalisten, von einer kurdischen / christlichen Autonomie wollte die neue Regierung nichts wissen.
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