Ahmet Türks Kolumne: "Tüchtige Jungs"

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Ahmet Türks Kolumne: "Tüchtige Jungs"

von Azadiyakurdistan am 19.09.2010 14:21

Sowohl die türkische Presse als auch die Regierung haben voreilig die Verantwortung für den niederträchtigen Anschlag in Hakkari [kurdisch: Colemêrg], der PKK zugeschrieben.

Wie können sie da nur so sicher sein?

Die Regierungsmitglieder haben das geplante Treffe mit der BDP [Partei für Frieden und Demokratie] aufgrund dieses Anschlages abgesagt.

Premierminister Erdogan hatte schon einmal aufgrund einer Minenexplosion in Çukurca [kurdisch: Çelê], ein Treffen mit Ahmet Türk abgesagt. Später stelle sich herraus, dass die Minen vom türkischen Militär gelegt worden waren.

Anstatt die Verantwortung voreilig irgendwem zuzuschreiben, sollte die Regierung mit Sorgfalt nach den Schuldigen fahnden, um so auch künftigen Gräueltaten vorzubeugen.

Nach den Geschehnissen in Re$adiye und Dörtyol betrachte ich die PKK sehr argwöhnisch.

Der Vorfall in Batman [kurdisch: Elîh], wo vier verehrte kurdische Intellektuelle durch eine Minenexplosion ums Leben kamen, demonstrierte uns, wie unkontrolliert die PKK sein kann.

Allerdings scheint in diesem Fall, die Schuldzuweisung an die PKK nicht sehr glaubhaft zu sein.

Die PKK, die sich sogar zu den Ereignissen in Dörtyol bekannt hat, hat in diesem Falle jegliche Schuldzuweisung des Anschlags von Hakkari postwendend bestritten.

Zudem gibt es in diesem Fall jede Menge Indizien für Argwohn gegenüber der staatlichen Zurückhaltung [bei der Aufklärung des Vorfalls].

Erstes Indiz sind die merkwürdigen Taschen die im Ort des Geschehens gefunden wurden.

Diese Funde lassen vermuten, dass die Drahtzieher dieses Anschlag "die tüchtigen Jungs" waren.

Ferner lassen die Sachen, die aus den Taschen ausgepackt wurden: militärische Dokumente und russische Minen, vermuten, dass diese bewusst zu Verwirrung eingesetzt wurden.

Meinen Argwohn gegen die Staatsdiener speist sich nicht nur aus den aufgefunden Taschen; die können auch zu Irritationen dahin gestellt worden sein.

Was mein Argwohn antreibt, ist die folgende nicht beantwortete Frage: ”Die niederträchtigen Täter zündeten die Miene in ca. 500 Meter Entfernung vom Ort der Explosion.

Manche Augenzeugen berichten, dass nach der Explosion 7 Personen geflohen waren.

Nehmen wir an, dass diese Zahl nicht der objektiven Wahrheit entspricht.

Freilich muss aufgrund der ferngesteuerten Explosion [mindestens] eine Person sich fluchtartig entfernt haben.

Derjenige, der die Explosion betätigt hat, müsste sich nach der Explosion zügig vom Ort entfernt haben.

Die öde Landschaft bietet nur wenige Möglichkeiten sich zu verbergen. Die Täter mussten auf dem platten Terrain fliehen.

Und genau hier liegt die Dubiosität des Vorfalles; warum wurden nach dem Anschlag keine militärischen Maßnahmen ergriffen?

Warum kamen Militärhubschrauber nicht zum Einsatz? Warum wurde gegen die Täter nicht ermittelt?“

Dies alles verdeutlicht, dass die Staatsbediensteten, keine Interesse an der Aufklärung des Vorfalles hatten.

Anschließend muss folgende Frage gestellt werden: „Warum diese halbherzige Haltung?“

Ferner lassen mich die gefundenen Sachen noch argwöhnischer werden wegen der diskreten Haltung der Staatsbediensteten.

Dass die "tüchtigen Jungs" mordlustig sind, zeigte uns schon der Eklat von $emdinli [kurdisch: $emzînan, im Jahre 2005, daher stammt auch der Spitzname "tüchtige Jungs", geprägt vom damaligen Generalstabschef Büyükanit, Anm.d.Red.]. Paramilitärs die im Inneren des Staates gegen einen Frieden agieren, sind dafür bekannt, einen anhaltenden Chaoszustand konstruieren zu wollen.

Dieser brutale Anschlag löste bei den Kurden eine kollektive Trauer aus. Diese Trauer ist verbunden mit dem permanenten Gefühl, fortwährend betrogen zu werden.

Es ist verständlich, dass die Kurden weder dem Staat noch der Regierung vertrauen; anstatt sich um die Festnahme der „richtigen Täter“ zu kümmern, macht die Regierung kurzerhand zusammen mit den Medien die PKK zum Sündenbock für diese Ereignisse.

Anstatt voreilig die Schuld der PKK zuzuweisen, hätte die Regierung das Militär zur Rechenschaft ziehen müssen, warum denn nicht gegen die Täter ermittelt wurde.

Wenn die Regierung diese Tat nicht aufdeckt, die Täter nicht zu Rechenschaft zieht, dann werden diese provozierenden Vorfälle an Häufigkeit zunehmen.

Immer wenn der Frieden in Sichtweise erscheint, werden solche niederträchtigen Anschläge ausgeübt.

Wenn diese Friedensgegner nicht mit Sorgfalt verfolgt und verhaftet werden, dann wird sich auch der Frieden von uns wenden; um den Frieden wird sodann ein Feuerkreis gekritzelt, wo hinein einzudringen uns verboten sein wird.

Das Militär muss den Grund seiner diskreten Haltung bekannt geben!

Die Regierung sollte, anstatt das geplante Treffen mit den BDP-Spitzenleuten abzusagen, sich mit ihnen zusammensetzen und ihnen auch einmal Gehör schenken.

Wenn ihr [die Regierung] die Täter der ermordeten Kurden nicht verhaftet, dann werdet ihr die Kurden in die Rolle der ungerecht behandelten Opfer stecken und deren Wut und Misstrauen steigern; wie es die Friedensgegner zu wünschen belieben.

Wenn das Vertrauen der Kurden nicht gewonnen werden kann, dann wird es auch keinen Frieden geben, und, wenn die Türkei den Frieden nicht innehat, dann wird, da seid euch sicher, die ganze Bevölkerung darunter zu leiden haben.

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Dieser Kommentar von Ahmet Altan erschien am 18. September 2010 unter dem Originaltitel "Ä°yi çocuklar" in der Tageszeitung "Taraf", deren Chefredakteur Altan ist. Für Kurdmania aus dem Türkischen übersetzt von Sewq.

Silav û Rêz
Azad

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.09.2010 14:25.

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