Amnesty beschreibt syrische Gräueltaten

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Amnesty beschreibt syrische Gräueltaten

von Peshmerge_Gerilla am 06.07.2011 23:01



Berlin (RPO). Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat über mehrere Wochen die Erlebnisse zahlreicher syrischer Flüchtlinge gesammelt. Sie schilderten, wie am 14. Mai die Soldaten in die Stadt Tell Kalakh kamen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Was sie aus den Folterkammern des Assad-Regimes erzählen, bewertet Amnesty als "leider sehr glaubwürdig."

Kaum jemand kann sich derzeit ein genaues Bild machen von der Menschenrechtslage in Syrien. Präsident Baschar Assad hält die Grenzen fest verschlossen. Nur handverlesene Journalisten kommen ins Land, Menschenrechtsorganisationen überhaupt nicht. So mussten Mitarbeiter von Amnesty International in den Libanon reisen, um von Flüchtlingen aus Syrien Augenzeugenberichte zu bekommen über die unbeschreiblichen Gewalttaten von Assads Sicherheitskräften. Die Ergebnisse veröffentlichen sie nun in ihrem Bericht "Crackdown in Syria: Terror in Tell Kalakh" ("Razzia in Syrien: Terror in Tell Kalakh").

Tell Kalakh ist eine Stadt im Westen des Landes. Hier hatten seit April Einwohner gegen Präsident Assad und für Demokratisierung demonstriert. Am 14. Mai schlug das Regime zurück: Sicherheitskräfte beschossen ganze Wohnviertel, drangen in Häuser ein und verschleppten willkürlich Zivilisten, selbst Jugendliche. So zumindest berichteten es Augenzeugen, die in Panik über die Grenze in den Libanon geflohen waren. "Jede Familie aus Tell Kalakh, die Amnesty International im Libanon traf, hatte mindestens einen Angehörigen in Haft", schreibt die Menschenrechtsorganisation.

Die Folter-Methode "Geist"

"Selbst Verwundete wurden festgenommen und gefoltert", erklärte der amtierende Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International, Wolfgang Grenz. Mehrere tausend Menschen seien "in Angst um ihr Leben" in den benachbarten Libanon geflüchtet - teilweise unter dem Feuer von Scharfschützen. "Das Beispiel von Tell Kalakh zeigt, dass die syrischen Sicherheitskräfte systematisch Verbrechen an der Zivilbevölkerung begehen, um jegliche Form des Protests zu unterdrücken", erklärte Grenz.

Immer wieder hörten die Rechercheure von brutaler Folter, der die Inhaftierten ausgesetzt seien. Mehrfach berichteten Freigelassene etwa von der Methode "Geist", bei der die Gefolterten an den Handgelenken aufgehängt werden und nur noch auf den Zehen stehen können. "Er schlug mich hart mit einem Stock auf die Fußsohlen und fragte: 'Wer hat die Leute in Tell Kalakh gegen das Regime aufgehetzt?'" So beschrieb der 28-jährige Wael seine Folter. "Zu der Zeit schrie ich schon vor Schmerz und sagte: 'Jeder in Tell Kalakh war ein Anstifter!'"

"Du willst also Freiheit, ja?"

"Diese Berichte sind leider sehr glaubwürdig, weil von diesen Methoden auch vorher schon berichtet wurde", sagt Ferdinand Muggenthaler, Sprecher von Amnesty International Deutschland. "Das hatten schon früher Gefangene aus syrischen Gefängnissen beschrieben."

Von Gewalt selbst im Militärkrankenhaus berichtete der 21-jährige Wassim, der am 17. Mai von einem Soldaten verwundet wurde. Das Pflegepersonal habe ihn beschimpft und verprügelt. Eine Krankenschwester habe ihren Schuh ausgezogen, ihn damit geschlagen und gefragt: "Du willst also Freiheit, ja?"
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Demonstrationen gegen Assad
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Demonstrationen gegen Assad

Brustverletzungen mit T-Shirt gereinigt

Auch von Toten erfuhren die Rechercheure: Mindestens neun Männer seien seit Mitte Mai im Gefängnis gestorben. Zum Beispiel der rund 30-jährige Ahmed Hamsho, dessen Leiche Ende Mai den Eltern übergeben wurde. Er sei von Soldaten durch die Straße geschleift worden, dann habe der "Mob" ihn geschlagen, berichtete ein Mitgefangener. Zellengenossen hätten versucht, Hamshos schwere Brustverletzungen mit ihren T-Shirts zu reinigen. Ohne Erfolg.

Folter, Verschleppung, möglicherweise sogar Mord: Weil diese Taten in Tell Kalakh nach den Berichten in großer Zahl und offenbar systematisch begangen wurden, spricht Amnesty International von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". "Da wurde massenweise festgenommen und gefoltert", sagt Muggenthaler. "Und außerdem ist Tell Kalakh kein Einzelfall. Es gibt ja noch diverse Dörfer und Städte, aus denen ähnliche Berichte kommen."

Deshalb fordert Amnesty die Vereinten Nationen auf, die Fälle an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu übergeben.

(www.rp-online.de)

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