Bündnis macht gegen "Graue Wölfe" mobil
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Bündnis macht gegen "Graue Wölfe" mobil
von Azadiyakurdistan am 16.01.2011 23:04
Die türkisch-nationalistischen „Grauen Wölfe“ haben nicht nur das mittelhessische Wetzlar aufgeschreckt. Aber vor allem dort macht ein Bündnis gegen sie mobil - auch, damit Jugendliche nicht mit ihnen heulen.
Nicht nur Nationalsozialisten sind auf der Suche nach Nachwuchs, auch die „Grauen Wölfe“ sorgen für die Zukunft vor. Diese türkisch-nationalistische Bewegung ist nach Expertenansicht für bestimmte Jugendliche mit Migrationshintergrund anziehend, weil sie dort - anders als sonst - anerkannt werden. Sorgen macht sich auch eine Bürgerinitiative in Wetzlar, wo die „Wölfe“ aktiv sein sollen. Das „Bündnis gegen Nazis“ hat deshalb eine Unterschriften- und Aufklärungskampagne ins Leben gerufen. Es sei wichtig zu informieren. Die „Grauen Wölfe“ seien bislang als Problem nicht wahrgenommen worden, sagte Bündnis-Mitglied und DGB-Vorsitzender in Mittelhessen, Ernst Richter.
„Fanatischer Nationalismus und Rassismus gehen uns alle an“, sagte er weiter. Es sei egal, aus welcher Ecke diese kommen. Das Bündnis fordert unter anderem, dass „insbesondere jugendliche Migrantinnen und Migranten als ein willkommener Teil von Wetzlar gesehen und gefördert werden“. Diese würden kaum wertgeschätzt. „Jeder braucht aber Wertschätzung und wird sich dort wohlfühlen, wo er sie bekommt“, erklärte Richter. Im Zweifel bei Gruppen am Rande der Gesellschaft.
Nach Angaben des Marburger Jugend- und Extremismusforschers Benno Hafeneger wollen die „Wölfe“ insbesondere junge Männer ansprechen. In Deutschland machten sie sich dabei auch die besondere Situation von Migranten zunutze: „Sie bieten bestimmten Jugendlichen, die auf der Suche nach Identität und Integration sind, Orientierung.“ Gelockt würden sie mit Freizeitangeboten wie Musik- oder Folklorefesten. Das sei ähnlich wie bei anderen rechten Gruppen. Es seien aber keine Massen, die so zu „Wölfen„ würden.
Die „Grauen Wölfe“ sind Anhänger der extrem nationalistischen ADÜTDF. Diese „Föderation der türkisch-demokratischen Idealistenvereine in Deutschland“ mit Sitz in Frankfurt ist dem hessischen Landesamt für Verfassungsschutz zufolge ein „Sammelbecken“ für Anhänger der türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung„ MHP (Milliyetci Hareket Partisi). Diese hat sich die Gründung eines osmanischen Großreichs zum Ziel gesetzt.
Die Behörde beobachtet nach eigenen Angaben die Gruppierungen. Sie schreibt im Verfassungsschutzbericht aber nur über sie, wenn es einen Anlass gibt. In Hessen sind Medienberichten zufolge 14 Vereine aktiv, vor allem im Rhein-Main-Gebiet sowie in Süd- und Mittelhessen. Zuletzt gerieten demnach der „Türkische Sozialdienstverein“ sowie ein Lokalpolitiker in Wetzlar in die Kritik. Das SPD-Mitglied zog wegen angeblicher Nähe zu den „Grauen Wölfen“ und trotz aller Dementis seine Kandidatur für die Kommunalwahl zurück. Nach Medienangaben häufen sich auch die Fälle, in denen Ausländerbeiräte und etablierte demokratische Parteien von mutmaßlichen türkischen Rechtsextremen unterwandert werden
Nach Angaben des Vorsitzenden des deutsch-türkischen Jugendwerks in Frankfurt, Hüseyin Ayvaz, haben die „Grauen Wölfe“ oder auch islamistische Gruppen „leider“ sehr gute Angebote für Jugendliche. Ihnen werde dort vermittelt, „etwas Besonderes“ zu sein - sie würden dort anerkannt. Das große Problem von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sei ja gerade, dass sie von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt würden. Das Jugendwerk will nach eigenen Angaben Jungen und Mädchen mit ausländischen Wurzeln dagegen den Weg in die Mitte der Gesellschaft weisen.
Ayvaz sagte, das Werk setze dabei vor allem auf Sport und Bildung. Die Talente des Einzelnen sollen erkannt und gefördert werden. „Wir stärken die Identität der Jugendlichen und ihr Selbstwertgefühl und geben ihnen Tipps, wie ein respektvolles Zusammenleben in der Mitte der Gesellschaft klappen kann“, erklärte der Sozialpädagoge. „Am Rande der Gesellschaft warten die Rattenfänger, deswegen müssen wir ihnen eine andere Richtung zeigen.“ Ayvaz betonte, die Arbeit des Vereins könne nur ein kleiner Beitrag sein. Die gesamte Gesellschaft sei gefragt, um eine „Kultur des Willkommenseins“ zu schaffen.
Quelle...
Silav û Rêz
Azad