Chepo Gewez: Die Geschichte eines Alptraums (kurdischer Film über Gewalt gegen Frauen)

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Kudo21
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Chepo Gewez: Die Geschichte eines Alptraums (kurdischer Film über Gewalt gegen Frauen)

von Kudo21 am 12.12.2011 15:18

Heute, Montag, 12. Dezember, 20 Uhr: "Cerx – das Rad" im Kommunalen Kino, Urachstraße 40. Mit Chepo Gewez.


Chepo Gewez ist auf der Suche nach Identität: als in Deutschland lebender Kurde und als Mann. Aus dieser Auseinandersetzung entstehen seine Texte und Filme, sein Erstlingswerk richtet sich gegen Gewalt gegen Frauen.




Als Serhad Yuvanc (38) anfing, sich Chepo Gewez zu nennen, war das nicht nur die Entscheidung für einen Künstlernamen. Es war auch einer seiner vielen Wege, sich selbst neu zu erfinden. Chepo Gewez ist auf der Suche nach Identität: als in Deutschland lebender Kurde und als Mann. Aus dieser Auseinandersetzung entstehen seine Texte und Filme. Der erste 90-minütige, in Freiburg gedrehte Film läuft heute im Kommunalen Kino. Es ist die Geschichte eines Alptraums. Ein Film, der provozieren und Position beziehen will – gegen Gewalt gegen Frauen.

Doch, sagt Chepo Gewez: Es gibt auch Hoffnungsvolles auf dieser Welt. Vielleicht wird er davon in seinen nächsten Filmen erzählen. Erstmal war die Düsternis dran, die Geschichte einer jungen kurdischen Frau, die zwangsverheiratet werden soll, wegläuft und von ihrem Bruder ermordet wird. Doch sie kommt nach ihrem Tod als eine Art Geist zurück und rächt sich mit Gegengewalt.

In dieser drastischen Zuspitzung bringt Chepo Gewez nicht nur seine geballte Kritik an Männergewalt unter, sondern auch seine Botschaft, dass Menschen nie "nur" Opfer sein müssen. Er fordert ein selbstkritisches Hinterfragen. Für ihn selbst begann das, als er seine frühere Heimat auf der Flucht vor dem Militärdienst verließ. Bis dahin hatte er, der es als einziges von sechs Kindern kurdischer Bauern an die Universität geschafft hatte, die Welt "systemkritisch" gesehen. Er hatte schmerzhaft die Demütigungen eines kurdischen Kindes erlebt, mit Lehrern, die ihm vermittelten, dass er sich für seine Eltern schämen müsse: "Ich hatte immer das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt." Er war voller Wut auf die türkische Regierung – aber warum hatte er deren Sichtweise übernommen?

Chepo Gewez begann, sich solche Fragen zu stellen, als er im Exil war und Distanz gewann. Erst bei seinem Bruder in Mainz, dann – weil ihn sein Bruder verheiraten wollte – allein in Berlin. Es war eine schwierige Zeit, ohne Deutschkenntnisse fiel er in Sprachlosigkeit, zog sich stark zurück. Er jobbte in Kneipen, studierte Philosophie, Germanistik und Film- und Theaterwissenschaften, begann eine Doktorarbeit über Männerbilder in Migrantenliteratur. Nach einem Jahr brach er ab, die Unterstützung fehlte, erst recht die Zeit, weil er inzwischen seine deutsche Freundin geheiratet hatte und Vater einer heute siebenjährigen Tochter geworden war. Die zweite Tochter wurde vor vier Jahren in Freiburg geboren, wohin die Familie gezogen war.

Auch hier ging das Ausprobieren weiter, die Suche nach einem Job führte ihn zu mehreren Praktika, teils in der Jugendarbeit, seit einem Jahr studiert er Hauptschullehramt an der Pädagogischen Hochschule. Vor allem aber hat er – nachdem er schon länger Erzählungen und Drehbücher auf kurdischen Internetseiten veröffentlicht – zum Filmen gefunden. Sein erstes längeres Werk hat er mit Unterstützung von Schülern, Studierenden und Laienschauspielern vom linken kurdischen "Mesopotamischen Kulturverein" in Freiburg gedreht. Einen Ausweg aus den Konflikten gibt's nicht: "Cerx – das Rad" dreht sich alptraumhaft im Kreis.

Quelle

Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.12.2011 15:40.

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