Deutschland eröffnet Behandlungszentrum für Folteropfer in Erbil
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Deutschland eröffnet Behandlungszentrum für Folteropfer in Erbil
von Azadiyakurdistan am 07.05.2010 23:18
Erbil, 6. Mai (AKnews) – In der kurdischen Hauptstadt Erbil wurde gestern mit Deutschlands Unterstützung das Behandlungszentrum für Folteropfer eröffnet. An der Eröffnung nahmen die Sozial- und Arbeitsministerin der Region Kurdistan, Asos Najib Abdullah, der deutsche Generalkonsul Dr. Oliver Schnakenberg, der Stellvertreter des Gouverneurs der Provinz Erbil, Tahir Abdullah, und der Oberkreisdirektor Nihat Qoca teil.
Die Eröffnungsrede wurde vom Leiter des Zentrums, Salah Ahmad, gehalten. Ahmad sagte, dies sei ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des Landes. Kurdistan habe sehr viel erlitten. Sozial- und Arbeitsministerin Asos Najib Abdullah erklärte, die Regierung unterstütze den Aufbau der Zivilorganisationen weiterhin.
„Die Eröffnung des Generalkonsulats war bereits ein deutliches Zeichen an die Regierung des Irak und die kurdische Regionalregierung, dass Deutschland sich mit zivilen Mitteln beteiligen will am Wiederaufbau des Landes“, sagte Generalkonsul Schnakenberg. „Deutschland hat ein Interesse an einem politisch stabilen Irak. Dafür engagieren wir uns.“
Kern der Irakpolitik der Bundesregierung sei die Stabilisierung des Landes durch aktive Maßnahmen zur Konfliktverhütung und zur Krisenprävention. „Wir betätigen uns insbesondere beim Aufbau des Rechtstaates, bei der Fortbildung des Personals in der öffentlichen Verwaltung und in der Stärkung der Zivilgesellschaft. Auch den wirtschaftlichen Austausch fördert die Bundesregierung tatkräftig durch ein Wirtschaftsbüro in Bagdad und nunmehr auch in Erbil.“
Aber mit solchen Angeboten alleine sei es nicht getan, so der Generalkonsul. „Die Region Kurdistan hat wie kaum ein anderer Teil des Irak ganz besonders unter dem Terrorregime von Saddam Hussein gelitten. Wir alle haben vor wenigen Wochen am Jahrestag des Beginns der Anfal-Kampagne der zehntausend Toten gedacht, die den Chemiegasangriffen des Diktators zum Opfer gefallen sind. Dieses unvorstellbare Maß an Gewalt hat in der Psyche vieler Menschen und in der kollektiven Psyche dieser Gesellschaft viel Schaden angerichtet.“
Die Spatfolgen wirkten bis heute nach: Es handele sich um häusliche Gewalt, Gewalt gegen die Kinder und gegen Frauen, Sprachlosigkeit und Gewalt zwischen den Generationen und ethnischen Gemeinschaften. „Auch wenn viele junge Kurdinnen und Kurden nach 1991 geboren sind, so werden sie mit diesen Verletzungen ihrer Menschenrechte und ihrer Menschenwürde konfrontieret und müssen die Verhaltensweisen einer zivilen und gewaltfreien Gesellschaft erst einüben“, so Schnakenberg. „Mit dem medizinischen, psychotherapeutischen und sozialpädagogischen Angebot dieses Zentrums kann ein kleiner Beitrag geleistet werden, um mit diesem schweren Erbe fertig zu werden.“
Corrina Fritzemayer, deutsche Psychologie-Studentin aus Berlin, arbeitet seit fünf Jahren in einem Behandlungszentrum für Folteropfer in Berlin. Seit zwei Monaten arbeitet sie in Suleimaniya als Kinderpsychologin und machte dort Interviews mit Jugendlichen. Sie sagte: „Unser Ziel ist, allen Menschen, die Gewalt gesehen haben, insbesondere der zweiten Generationen, mit Behandlungen zu helfen. Die Traumata wurden oftmals an die nachfolgenden Generationen übertragen.“
Alle Patienten im Zentrum würden zuerst von einem Arzt untersucht, der dann für den Patienten entscheide, wie er behandelt werden müsse, erklärte die Studentin. „In der nächsten Zeit wird ein Jugendkamp in Erbil oder Suleimaniya stattfinden, um diese Idee zu verbreiten.“
In dem neuen Zentrum, das getrennte Abteilungen für Frauen, Kinder und Männer, eine spezielle Abteilung für die Aufnahme und die Physiotherapie hat, befinden sich auch ein Fitnessraum, eine Apotheke und weitere Therapieräume sowie eine Bibliothek.
ck/ms AKnews
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