»Die Kurden haben das Recht auf ihren nationalen Traum«

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Kudo21
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»Die Kurden haben das Recht auf ihren nationalen Traum«

von Kudo21 am 22.08.2011 21:30

9. August 2011

Interview mit  Hasan ʿAbdulʿazim, Vorsitzender des Nationalen Zusammenschlusses der Kräfte des demokratischen Wandels in Syrien:




KURDWATCH, 19. August 2011 - Hasan ʿAbdulʿazim (geb. 1932) ist Vorsitzender der Partei der Demokratischen Arabischen Sozialistischen Union sowie Vorsitzender des am 30. Juni 2011 in Damaskus gegründeten Nationalen Zusammenschlusses der Kräfte des demokratischen Wandels [KURDWATCH berichtete]. ʿAbdulʿazim ist Rechtsanwalt und lebt in Damaskus. Im Gespräch mit KURDWATCH skizziert er Lösungsansätze der kurdischen Frage in Syrien.

 

KurdWatch: Herr ʿAbdulʿazim, in der Gründungserklärung des Nationalen Zusammenschlusses der Kräfte des demokratischen Wandels steht, dass es notwendig ist, die Kurdenfrage gerecht zu lösen. Was bedeutet das?
 

Hasan ʿAbdulʿazim: Für uns sind die kurdischen Angelegenheiten nationale Angelegenheiten erster Klasse. Wir alle müssen die gleichen Rechte und Pflichten haben. Das ist unser Hauptziel.

KurdWatch: Die wichtigste Forderung der kurdischen Parteien ist ihre verfassungsrechtliche Anerkennung als zweite Ethnie in Syrien. Was halten Sie davon?

Hasan ʿAbdulʿazim: In Syrien leben 27 Millionen Menschen. Davon sind zehn bis fünfzehn Prozent Kurden. Sie sind ein wichtiger Teil des syrischen Volkes. In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatten die Kurden nicht das heute vorherrschende Gefühl, dass sie Bürger zweiter Klasse sind. In einem demokratischen Staat wird sich kein Kurde unterdrückt und vernachlässigt fühlen. Die chauvinistische Behandlung der Kurden hat dazu geführt, dass sie sich unterdrückt fühlen. Die arabischen Nationalisten müssen die Kurdenfrage als ihre eigene Frage ansehen und diese lösen. Wir teilen die gleiche Geschichte und das gleiche Schicksal. In einem demokratischen und brüderlichen Klima gibt es keinen Unterschied zwischen einem Araber und einem Kurden.

KurdWatch: Wird in der neuen syrischen Verfassung stehen, dass die Kurden die zweite Ethnie in Syrien sind?

Hasan ʿAbdulʿazim: Dies wird zu seiner Zeit geklärt. Wir im Nationalen Zusammenschluss der Kräfte des demokratischen Wandels haben uns auf Bitte der Kurden zur Kurdenfrage geäußert. Über alles andere werden wir zu gegebener Zeit diskutieren. Denn wir sind nicht das ganze syrische Volk.

KurdWatch: Was ist Ihre persönliche Meinung beziehungsweise die Meinung ihrer Partei?

Hasan ʿAbdulʿazim: Wie gesagt, alles wird zur richtigen Zeit entschieden. Das Wichtigste jetzt ist, dass wir zusammen für den demokratischen nationalen Wandel, für eine neue Verfassung kämpfen, damit alle Menschen ihre Rechte bekommen, darunter auch die Kurden.

KurdWatch: Wenn es um die Kurdenfrage geht, ist unter anderem auch von kulturellen Rechten die Rede. Was stellen Sie sich darunter vor?

Hasan ʿAbdulʿazim: Die Kurden haben eine eigene Sprache, eine eigene Folklore und eine eigenen Kultur. All dies muss gefördert werden. Die Kurden sollen ihre eigenen Sprachschulen bekommen. Der Staat muss diese finanziell unterstützten. Die Kurden feiern jedes Jahr das Newrozfest. Wir müssen uns daran beteiligen und gemeinsam mit den Kurden feiern. Die Kurden müssen auch ihre eigenen Medien haben.

KurdWatch: Zur kurdischen Kultur gehören auch die kurdische Nationalflagge sowie der Begriff Kurdistan als Bezeichnung für das Land der Kurden. Warum verursachen diese beiden Punkte Ängste bei vielen Syrern?

Hasan ʿAbdulʿazim: Die Kurden haben das Recht auf ihren nationalen Traum. Das kann ihnen keiner verbieten. Wir haben nicht das Recht, den Kurden ihren Traum von Kurdistan zu nehmen. Dies ist die eine Sache, die Realität ist eine andere. Wir müssen gemeinsam für den Wandel kämpfen, ohne äußeren Einfluss. Auch wir Araber haben einen nationalen Traum von der Einheit der arabischen Nation. Doch ich bin nicht bereit, diesen Traum gegen den Willen der Kurden zu verwirklichen. Die nationale Einheit ist wichtiger als die ethnische Einheit.

KurdWatch: Wie wird man mit den Folgen von Arabisierungsprojekten umgehen, etwa mit denen des »Arabischen Gürtels«, im Rahmen dessen viele Kurden enteignet und vertrieben wurden?

Hasan ʿAbdulʿazim: Für alle Problemfelder müssen Komitees gegründet werden, die diese Fragen untersuchen. Die Kurden müssen all ihre Rechte bekommen. Es handelt sich hierbei um nationale Angelegenheiten, nicht um kurdenspezifische.

9. August 2011

 

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