Eine akademische Stimme zur "Demokratischen Autonomie"
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Eine akademische Stimme zur "Demokratischen Autonomie"
von Azadiyakurdistan am 15.08.2010 04:16"Demokratische Autonomie" wurde von kurdischen Politikern als Lösungsweg für die kurdische Frage in der Türkei vorgeschlagen, und so auch von der 4. Hauptversammlung des Demokratischen Volkskongresses (DTK) angenommen. Obwohl die türkische Öffentlichkeit das "Autonomie-Projekt" intensiv diskutiert, wird es aber weithin vorurteilsbehaftet angegangen wegen der weit verbreiteten Wahnvorstellungen über eine mögliche Aufspaltung der Türkei.
Dr. Zeynep Gambetti, Politikwissenschaftlerin an der "Bogaziçi Universität" in Istanbul, erläuterte aufgrund ihrer Studien über die Erfahrungen mit der zapatistischen Autonomie in Mexiko, dass die gegenwärtige Diskussion über Autonomie in der Türkei sich auf reduktionistische Denkansätze stütze. Nicht nur staatliche Autonomie, sondern auch Demokratische Autonomie [auf teilstaatlicher, bzw. kommunaler Ebene] sei ein realistisches Modell, das umgesetzt werden kann, sagte Gambetti.
beruhend auf "Demokratie" ,,,
Gambetti betont, dass Autonomie nicht zwangsläufig auch „Demokratisierung“ bedeute, das hinge jeweils mit der Staatstruktur zusammen. Sie sagte auch, obwohl die Auffassung des Bedrohtseins weiterhin in der Türkei vorherrscht, bedeutet demokratische Autonomie, ein alternatives System zu schaffen, das mehr Sensibilität für ökologische Zusammenhänge enthält, sich auf emanzipierte Frauen stützt und eine alternative Wirtschaftsordnung vorgibt. Außerdem sollte man für eine solche [Gesellschafts-]Struktur über den legalen und politischen Rahmen hinaus die ökonomischen Aspekte beachten
Alternative Wirtschaft
Gemäß dem System der Zapatisten in der mexikanischen Provinz Chiapas forderte Prof. Dr. Gambetti, dass in der kurdisch besiedelten Region die Organisationsstruktur auf allen Ebenen durch Genossenschaften und gemeinwirtschaftliche Produktionsbetriebe verbessert werden sollte. Sie sagte weiter, dass ein solcher Produktionsstil mit anderen internationalen Wirtschaftskräften vernetzt und die Möglichkeiten der Region bei Ackerbau und Nutztierhaltung verbessert werden sollten.
Ein harter Job für die Zukunft.
Gambetti glaubt, dass es angesichts der Tragweite des kurdischen Konfliktes nicht schwierig sein wird, demokratische Autonomie als soziales und politisches Modell einzuführen. Sie fügte hinzu: „Darüber hinaus befindet sich unter dem Aspekt der politischen und und sozialen Organisationen die kurdische Bewegung auf der fortschrittlichsten Ebene in der Türkei. Natürlich sehen sich die Kurden als Unterdrückte. Aber im Westen wird dies [demokratische Autonomie] als große Errungenschaft gesehen. Auch ist die türkische Seite nicht so schwach und instabil [wie mitunter geklagt wird] Jedoch hat keine andere politische Bewegung in der Türkei ein vergleichbar hohes politisches Bewusstsein [wie die kurdische Bewegung]. Vielleicht hat die Frauenbewegung einen ähnlichen Standard bezüglich der Solidarität, aber auch da sind die Kurden in Bezug auf Solidarität den anderen voraus.
Philosophische Grundlage
Gambetti schloss, dass die legale Basis für Autonomie durch eine neue Verfassung hergestellt werden und bis dahin könne eine zwar nicht juristisch legitimierte aber praktizierte Autonomie den Staat unter Handlungsdruck setzen, derart, dass ein Politikwechsel eingeleitet wird, der in eine neue Verfassung mündet. Sie sagte ebenfalls, dass die Diskussionen über Autonomie sich nicht auf die technischen Aspekte beschränken lassen, sondern auf eine philosophische Ebene angehoben werden sollten. In diesem Sinne sollte die Europäische Charta für Kommunale Selbstverwaltung als technisches Instrument zur Regulierung der Kommunalverwaltungen betrachtet werden. In ihrer Schlussfolgerung betonte Gambetti, dass die demokratische Autonomie ein wichtiger Schritt auf dem Wege sei, aber es würde sich um einen lange andauernden Prozess handeln und sowohl Kämpfe wie Verhandlungen benötigen. Sie definierte auch die gegenwärtige Diskussion als Beginn eines weit in die Zukunft wirkenden Modells
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Dieser Artikel erschien am 13. August 2010 in der englisch-sprachigen Ausgabe von ANF-Firat unter dem Titel "Democratic Autonomy being debated by academics". Für Kurdmania übersetzt von Almanci
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