Exil-Syrer stürmten Botschaft in Wien

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Kudo21
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Exil-Syrer stürmten Botschaft in Wien

von Kudo21 am 08.10.2011 17:21


 

In der Nacht auf Samstag montierten Demonstranten in der syrischen Botschaft die Flagge ab. Die Polizei nahm elf Syrer fest.
Dutzende Exil-Syrer haben am Freitagabend vor der syrischen Botschaft in der Daffingerstraße im 3. Bezirk demonstriert. Als am späten Abend mehrere Demonstranten am Balkon der Botschaft erschienen und die syrische Flagge abmontierten, reagierte die Polizei mit einem Großeinsatz.

 

"Rund zwanzig Demonstranten dürften sich schon im Lauf des Tages in dem Gebäude versteckt haben", erklärte Adina Mircioane von der Wiener Polizei den Hergang der Besetzung. Während dann am Abend die Demonstration vor den Toren der Botschaft im Gang war, dürften die Besetzer die Tür zur Konsularabteilung aufgebrochen und dadurch auf den Balkon gelangt sein.

Mitarbeiter der Botschaft waren zu diesem Zeitpunkt keine mehr im Gebäude. "Es gab keine Verletzten und nur geringe Sachschäden", sagte Mircioane. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte, die ein nahe der Botschaft stationierter Polizist alarmierte, ergriffen die Demonstranten die Flucht. Elf Personen wurden festgenommen. Widerstand gegen die Festnahme leisteten sie nicht.

Während die elf Männer - sie sind allesamt syrische Staatsbürger - am Samstag noch von der Polizei einvernommen wurden, verdichteten sich die Hinweise, dass es sich bei den Botschafts-Besetzern großteils um kurdische Syrer handelt.

Kurdischer Protest

"Die Austro-Syrer demonstrieren seit April jede Woche am Stephansplatz gegen das Unrecht in ihrer Heimat", sagte der Syrien-Experte und Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen, Tarafa Baghajati, dem KURIER.

"Am Freitag war die Lage besonders angespannt, da der kurdische Oppositionspolitiker Timo Meshaal in Syrien ermordet wurde", erklärte Baghajati. Laut dem Syrien-Experten war die Besetzung der Botschaft eindeutig eine Reaktion auf die Ermordung Meshaals: "Darauf lassen die Spruchbänder der Demonstranten schließen", sagte Baghajati.

Die in Österreich lebenden Syrer machen seit April regelmäßig auf die Missstände in ihrer Heimat aufmerksam. Erst vor wenigen Wochen stürmten über ein Dutzend Demonstranten das Büro der "Syrian Airlines" am Opernring, wo sie das Bild des syrischen Präsidenten abmontierten. Verletzte gab es damals keine.

Die Staatsanwaltschaft wird im Laufe des Wochenendes entscheiden, ob die elf Syrer in Haft bleiben oder auf freiem Fuß angezeigt werden. Ihnen droht eine Anklage wegen Sachbeschädigung.

Politischer Hintergrund: Wer protestiert, muss um sein Leben fürchten

Mit Ausnahme Libyens hat der Arabische Frühling in keinem Land bisher mehr Opfer gefordert als in Syrien: Seit März, als sich in den ersten Städten des Landes Proteste erhoben, wurden nach Schätzungen der UNO bereits mehr als 2900 Demonstranten getötet.

Dennoch wagen sich in immer mehr Städten immer mehr Syrer auf die Straße, um gegen die Gewaltherrschaft von Diktator Bashir al-Assad zu demonstrieren. Allein gestern marschierten in der Stadt Kamischli 50.000 Menschen bei der Beisetzung des ermordeten Aktivisten Timo Meschaal auf. Dabei wurden erneut mindestens fünf Trauergäste erschossen.

Der gefürchtete Geheimdienst hat in den vergangenen Monaten Tausende Menschen verschleppt. Wer in den Folterkellern des allmächtigen Staatsapparates landet, muss fürchten, nicht mehr lebend wieder rauszukommen.

Von außen haben die bedrängten Syrer keine Hilfe zu erwartet. Die UNO kann sich nicht einmal zu wirksamen Sanktionen durchringen, zumal Russland und China jedes härtere Vorgehen gegen Syrien ablehnen.(kurier.at)

 

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