Lage in Syrien: Armee und Deserteure liefern sich heftige Gefechte
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Lage in Syrien: Armee und Deserteure liefern sich heftige Gefechte
von Kudo21 am 11.12.2011 23:09In Syrien spitzt sich die Lage bedrohlich zu. Aus dem Süden des Landes sind heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Hunderten Deserteuren gemeldet worden. Die Kämpfe waren laut Anwohnern und oppositionellen Aktivisten eine der schwersten bewaffneten Auseinandersetzungen seit dem Beginn der Proteste. In der südsyrischen Stadt Daraa wurden nach Angaben von Aktivisten drei Panzer angezündet und viele Menschen verletzt.Die "Freie Syrische Armee" der Deserteure stellt sich den Truppen Assads vermehrt entgegen. Beobachter warnen angesichts dieser Entwicklung vor einem Bürgerkrieg. Wegen der Medienblockade sind Meldungen aus Syrien von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.
Landesweit starben nach Angaben der Demokratiebewegung am Wochenende mindestens 28 Menschen, unter anderem in Idlib, Daraa, Hama und Homs. Mit einem Streik in verschiedenen Landesteilen protestierten Oppositionelle gegen den andauernden Gewalteinsatz. Dabei forderten sie auch zum Boykott der für Montag geplanten Kommunalwahlen auf. Die Assad-Gegner stellten Videos online, die geschlossene Läden und leere Straßen in der Provinz Homs, der Stadt Sabadani im Westen sowie in der Provinz Aleppo zeigten.
Steht Sturm auf Homs bevor?
In Homs droht die Lage, weiter zu eskalieren. Ein Aktivist sagte der Nachrichtenagentur dpa, Regierungstruppen hätten die Provinz praktisch abgeriegelt. An den Zufahrtstraßen gebe es inzwischen mehr als 75 Kontrollstellen. Es gebe keinen Strom, kein Wasser, kein Benzin, auch fehle es an Medikamenten. Die Provinz und vor allem auch die Stadt Homs werden schon seit vielen Wochen von der Armee belagert.Nach unbestätigten Berichten vom Samstag soll es auch ein Ultimatum geben, in dem die Menschen in Homs aufgefordert werden, ihre Proteste binnen 72 Stunden zu beenden. Sonst werde die Provinz von der Armee gestürmt.
Nach den USA und Großbritannien warnte auch Frankreich die Regierung in Damaskus vor einem Sturm auf die Protesthochburg Homs. Informationen über eine geplante Militäroperation hätten "extreme Befürchtungen" ausgelöst, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Die Regierung in Damaskus wies die Berichte hingegen zurück. Es gebe keine Politik des gewaltsamen Vorgehens, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters. Die Opposition greife aber zu den Waffen. Die Sicherheitskräfte seien nur zum Schutz der Bevölkerung da.
Arabische Liga will weiter beraten
Die Arabische Liga will derweil innerhalb von zehn Tagen über das weitere Vorgehen beraten. Ein genauer Termin steht aber noch nicht fest. Die Organisation hat der Regierung in Damaskus wegen des andauernden Blutvergießens schmerzhafte Sanktionen auferlegt. Syrien macht deren Aufhebung zur Bedingung, um Beobachter ins Land zu lassen.
Seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime im März sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen mehr als 4000 Menschen ums Leben gekommen. Die syrische Führung nennt die Zahlen übertrieben.
Sicherheitsrat befasst sich mit Syrien
Am Montag will sich der UN-Sicherheitsrat erneut mit dem Konflikt befassen. Die Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, soll über die Situation in dem arabischen Land berichten.