Nur geduldet – 36 Jahre hier leben reicht nicht
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Nur geduldet – 36 Jahre hier leben reicht nicht
von Azadiyakurdistan am 06.09.2010 22:53
Viele Migranten haben kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht, auch wenn sie schon seit Jahrzehnten in Deutschland leben. Wie Turan.
Von Joachim Fahrun
Der Mann lebt seit 36 Jahren in Deutschland. Kreuzberg ist sein Dorf, sagt er. Als Streetworker bringt der 38-Jährige den Jugendlichen bei, sich vernünftig zu benehmen und sich in Deutschland zu integrieren. Aber dieses Land vermittelt Turan dennoch den Eindruck, es wolle ihn nicht haben.
Dabei ist er mit einer Deutschen liiert und hat mit ihr eine dreijährige Tochter. Er hatte gehofft, endlich die unbefristete Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Doch er bekam wieder nur eine Erlaubnis für die nächsten drei Jahre. Begründung: Er verdiene nicht genug. 1395 Euro brutto bekommt er.
Während das Buch des Ex-Finanzsenators Thilo Sarrazin die Debatte über die muslimische Einwanderung befeuert, erleben viele Menschen, die sich nach Jahrzehnten in Deutschland als Inländer fühlen, ein Ausländerrecht, das sie als unmenschlich empfinden.
"Mein Pass ist voll mit Stempeln", sagt Turan, der seinen Nachnamen lieber nicht nennen möchte. Immer wieder verlängerte die Behörde sein Aufenthaltsrecht für ein Jahr, für zwei Jahre. Einmal bekam er nur drei Tage, als seine Sachbearbeiterin nicht da war. Jetzt hat er die Nase voll. "Das mit der Integration, das ist doch gelogen", sagt der Kurde.
Was dem türkischen Staatsbürger widerfuhr, ist Alltag in Berlin. Nirgendwo in Deutschland ist der Anteil der Ausländer mit unsicherem Aufenthaltsstatus so hoch wie in Berlin. Hier lebt jeder Dritte nur mit befristeter Genehmigung oder geduldet. "Die Lebensunterhaltssicherung ist in letzter Zeit zum Dogma geworden", sagt Hans-Georg Lorenz.
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Der frühere SPD-Abgeordnete ist einer der erfahrensten Anwälte für Ausländerrecht in Berlin. Er kennt viele Fälle, in denen starr angewandte Einkommensgrenzen ein normales Leben verhindern. Zumal die Statistik ausweist, dass es gerade Migranten sind, die in geringfügige Beschäftigung gedrängt werden. Jeder fünfte Einwanderer hat in Berlin nur einen Minijob, ein weit höherer Anteil als in anderen Bundesländern.
Zu denen, die auf Abruf in Deutschland leben, gehört auch die Familie von Mohamad Hajjaj. Der 23-Jährige wurde in einem palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon geboren und kam 1990 mit seinen Eltern nach Berlin. Ihm war früh klar: "Ich bleibe in Deutschland." Bis 2008 wurden sie als Asylbewerber geduldet. Berlin durften sie nicht verlassen.
Nach 18 Jahren erhielt die Familie Aufenthaltsrecht für drei Jahre. Dabei gehören die Hajjajs zu den gebildeten Zuwanderern. Mohamads Vater hatte in Bagdad Arabisch und Ökonomie studiert. In Berlin sitzt er seit 20 Jahren in der Wohnung in der Spandauer Neustadt, durfte die meiste Zeit nicht arbeiten.
"Mein Pass ist voll mit Stempeln", sagt Turan, der seinen Nachnamen lieber nicht nennen möchte. Immer wieder verlängerte die Behörde sein Aufenthaltsrecht für ein Jahr, für zwei Jahre. Einmal bekam er nur drei Tage, als seine Sachbearbeiterin nicht da war. Jetzt hat er die Nase voll. "Das mit der Integration, das ist doch gelogen", sagt der Kurde.
Was dem türkischen Staatsbürger widerfuhr, ist Alltag in Berlin. Nirgendwo in Deutschland ist der Anteil der Ausländer mit unsicherem Aufenthaltsstatus so hoch wie in Berlin. Hier lebt jeder Dritte nur mit befristeter Genehmigung oder geduldet. "Die Lebensunterhaltssicherung ist in letzter Zeit zum Dogma geworden", sagt Hans-Georg Lorenz.
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Zu denen, die auf Abruf in Deutschland leben, gehört auch die Familie von Mohamad Hajjaj. Der 23-Jährige wurde in einem palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon geboren und kam 1990 mit seinen Eltern nach Berlin. Ihm war früh klar: "Ich bleibe in Deutschland." Bis 2008 wurden sie als Asylbewerber geduldet. Berlin durften sie nicht verlassen.
Nach 18 Jahren erhielt die Familie Aufenthaltsrecht für drei Jahre. Dabei gehören die Hajjajs zu den gebildeten Zuwanderern. Mohamads Vater hatte in Bagdad Arabisch und Ökonomie studiert. In Berlin sitzt er seit 20 Jahren in der Wohnung in der Spandauer Neustadt, durfte die meiste Zeit nicht arbeiten.
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