Der zwangsverheiratete Mann
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Der zwangsverheiratete Mann
von Azadiyakurdistan am 03.08.2011 22:34
Zum ersten Mal in seinem Leben ist Sinan Kemal glücklich: Zusammen mit seiner deutschen Frau Susanne hat er einen kleinen Sohn bekommen. Die beiden sind alles, was er hat. Denn seine Familie hat ihn verstoßen.
Mit der Trennung von seiner Frau hat Sinan Kemal* ein Tabu gebrochen: Seine streng gläubige Familie hat ihn deshalb verstoßen, will seitdem nichts mehr von ihm wissen. Denn: Die Familie war es, die ihn als 18-Jährigen mit dieser Frau verheiratet hatte. Mit einer Frau, die Sinan damals kaum kannte, die er nicht liebte und mit der er es am Ende einfach nicht mehr aushielt. Doch damit hat Sinan Kemal die Ehre der Familie verletzt. Er gilt nun als Verräter.
Von den Eltern bedroht
"Wäre ich eine Frau, so wäre ich vielleicht schon tot", sagt der 32-Jährige im Gespräch mit stern TV. Frauen aus traditionellen Familien könnten sich einen solchen Schritt nicht erlauben - da ist sich Sinan sicher. Und auch er hatte lange Angst vor der kurdischen Verwandschaft, wurde von seinen Eltern massiv bedroht.
Vor allem die Beziehung zu einer deutschen Frau, mit der Sinan Kemal inzwischen einen gemeinsamen Sohn hat, versuchte die Familie lange zu verhindern. Denn: Susanne Kemal ist Polizistin, eine emanzipierte junge Frau - und damit das Gegenteil von dem, was sich eine traditionell jesidische Familie als Schwiegertochter wünscht. Und oft kann Sinan es selbst nicht glauben, dass er heute ein freies und glückliches Leben mit seiner deutschen Frau führen kann. Der Weg dahin war lang und schwer.
Es geht darum zu funktionieren
Rückblick: Sinan Kemal wurde 1978 als Sohn kurdischer Eltern in der Nähe von Hannover geboren. Die Familie lebte bereits seit den 1960er Jahren in Deutschland, die Eltern gingen beide arbeiten, sprachen fließend deutsch. Doch der Schein der gut integrierten Einwandererfamilie trügt: Hinter der Fassade lebte die achtköpfige Familie ein Leben, das von Religion und strengen Traditionen bestimmt war.
Die Kemals sind jesidische Kurden, eine religiöse Minderheit mit strengen Bräuchen. Wichtig ist im Jesidentum vor allem die Familienehre. Und so wurde auch Sinan erzogen: Gute Noten in der Schule waren nicht wichtig. Auch auf eine Ausbildung legten seine Eltern keinen Wert. Es ging vor allem darum, dass die Kinder keine Schande über die Familie bringen. Deutsche Freunde waren daher nicht erlaubt. Und: Geheiratet wurde nur innerhalb der Glaubensgemeinschaft.
Mit 18 zwangsverheiratet
Als Jugendlicher stellte Sinan all das nicht in Frage. Im Gegenteil: Er sorgte als Bruder sogar aktiv dafür, dass seine Schwestern sich an die strengen Regeln des Vaters hielten. Er habe sie geschlagen, wenn sie zu spät nach Hause kamen. Und er hätte nicht einmal vor dem Ehrenmord zurückgeschreckt, wenn es der Vater verlangt hätte, sagt Sinan rückblickend.
Doch dann kam der Moment, als Sinan selbst verheiratet werden sollte - mit gerade einmal 18 Jahren. In Syrien ging die Familie auf Brautschau, denn dort gibt es viele jesidische Kurden. Sie seien von Dorf zu Dorf gezogen, "wo die jungen Mädchen wie Vieh in einer Reihe standen und begutachtet wurden", beschreibt Sinan die Situation von damals. Für ihn sei das ein Schock gewesen. Aber wehren konnte er sich nicht. Er ließ es einfach geschehen.
Eine Braut für 70.000 D-Mark
Die Wahl fiel am Ende auf eine junge Kurdin, die einen Dialekt sprach, den Sinan kaum verstand. Aber: "Mir war inzwischen alles egal und dann hab ich mich der Wahl meines Vaters gefügt", sagt Sinan. Beim gemeinsamen Essen verhandelten die Familienoberhäupter den Brautpreis. 70.000 D-Mark zahlte Sinans Vater schließlich für die unberührte Braut aus Syrien.
Zurück in Deutschland folgte dann schnell die Hochzeit - für Sinan einer der dunkelsten Tage seines Lebens: Das Paar redete kaum miteinander, tat einfach nur das, was die Familie von ihnen erwartete. "Wir waren wie Hund und Katze, haben uns überhaupt nicht verstanden", erzählt Sinan.
Trotzdem blieb das Paar sieben Jahre zusammen, bekam sogar schnell drei Kinder - denn auch das erwarteten die Eltern: Nachwuchs ist in jesidischen Familien Pflicht. Und für Sinan waren "die Kinder das einzige Glück. Nur wegen ihnen hab ich das solange ausgehalten." Die Ehe selbst wurde für ihn zur Qual, machte ihn sogar krank: Sinan bekam Depressionen, nahm 35 Kilo zu.
"Endlich selbst entscheiden"
Doch im Jahr 2005 kam es schließlich zur Trennung - und Sinan Kemal schaffte den Schritt in ein neues Leben: Seit fünf Jahren ist er nun schon mit seiner deutschen Frau zusammen, der gemeinsame Sohn ist inzwischen anderthalb. Sinan Kemal fühlt sich befreit: "Ich lebe endlich mein Leben, kann endlich selbst entscheiden und das ist wunderbar", sagt er.
Dass die Hochzeit mit einer deutschen Christin im Jesidentum als Schande gilt, darüber denkt Sinan Kemal heute nicht mehr nach: Er bereut den Schritt in sein neues Leben nicht. Im Gegenteil: Er will seine Liebe zu Susanne offen zeigen, sich nicht mehr verstecken - wie es die jesidische Tradition verlangt hätte.
"Ich hätte offiziell nebenher eine Freundin haben können, das wäre eher akzeptiert worden als die Trennung", sagt Sinan. "Ich kenne viele, die so leben. Aber das wollte ich nicht, ich wollte ein ehrliches Leben", sagt er - und fügt hinzu: "Ich habe heute erst kapiert, dass meinen Eltern mein Wohl und mein Glück eigentlich egal war. Wichtig sind allein die Traditionen. Dass man in der Spur läuft, das zählt."
So wie Sinan geht es auch anderen Männern, die von ihren Familie verheiratet werden. Statistiken oder offizielle Untersuchungen gibt es zwar keine. Doch Sinan weiß, dass er kein Einzellfall ist. "Das geht vielen so", sagt er. Doch öffentlich dazu bekennen würde sich eben niemand. Für einen Mann sei das zu peinlich.
* Name von der Redaktion geändert
Quelle....
Silav û Rêz
Azad
Re: Der zwangsverheiratete Mann
von Azadiyakurdistan am 03.08.2011 22:48Die Medien übertreiben es bestimmt damit die GEschichte interessanter wird. Aber das es zwangsverheirate Männer in unserer Gesellschaft gibt ist nicht ganz falsch.
Was sagt ihr dazu, wie sollte man das Problem lösen? Und was ist von den Kindern zu tun die sowas erleben?
Silav û Rêz
Azad
Re: Der zwangsverheiratete Mann
von Anaconda am 04.08.2011 18:14Och ist dieser "Mann", der sich hinter den Namen "Sinan Kemal" versteckt, nicht putzig? Die Frauen liegen ihm sicher zu Füßen =)
Zum zweiten mal wird er von Stern TV eingeladen und zum zweiten mal wird seine Familie nicht interviewt. Ich kenne diesen Mann und seine Familie, sie wohnen bei uns in der Nähe. Ich würde mich daraus halten, weil es mich nichts angeht, aber eine ganze Religionsgemeinschaft und eine solche schöne jahrtausendealte Religion in den Dreck zu ziehen, geht zuweit!
Von mir bekommt diese kein Respekt, nicht weil er das Êzîdentum in den Dreck gezogen hat, nein, weil er seine Ehefrau jahrelang geschlagen hat. Und seine Eltern so barbarisch darzustellen ist unfassbar! Ich kenne seine Eltern, es sind wirklich so nette und hilfsbereite Menschen, Das was er über die gesagt hat stimmt einfach nicht! Vor seinen Vater wirkte er wirklich wie ein Hund, ein noch größerer Hund, wie der mit den unser Herr Y**** aka Sinan Kemal immer spazieren geht ^^
Ich wünsche ihm und seiner neuen Liebe alles Gute.
Und hoffen wir mal, dass dieser Nichtsnutz mit dem Gehalt seiner deutschen Frau(Polizistin) besser leben kann als das, was er als Kellner verdient hatte ^^
Silav,
Anaconda
Ich bitte dich demnächst keine Schimpfwörter zu benutzen, Danke!
Kurdewari
Re: Der zwangsverheiratete Mann
von Anaconda am 04.08.2011 18:18Das Jesidentum ist eine kurdische Glaubensrichtung mit rund 800.000 Mitgliedern weltweit. Genaue Zahlen gibt es nicht. Die Jesiden kommen ursprünglich aus der Türkei - genauer gesagt aus Ostanatolien. Weil sie sich aber weigerten zum Islam zu konvertieren, wurden sie von den Türken verfolgt und vertrieben. In der Türkei leben daher nur noch wenige Sippen. Die Jesiden sind heute hauptsächlich im Irak, im Iran, in Deutschland, Syrien, Russland und Armenien angesiedelt.
Das Jesidentum hat nichts - wie oft vermutet - mit dem Islam zu tun. Im Gegenteil: Muslime und Jesiden mögen sich nicht besonders, denn die Muslime waren es ja, die die Jesiden aus der Türkei vertrieben hatten. Jesiden haben keinen Koran und keine überlieferte Schrift, sie halten sich an mündlich überlieferte Regeln und Traditionen. Zum Jesidentum kann man nicht konvertieren, man wird hineingeboren und verstoßen, wenn man einen andersgläubigen Partner heiratet.
Kurdewari
Gelöschter Benutzer
Re: Der zwangsverheiratete Mann
von Kurdewari am 04.08.2011 18:31Es ist schwer in solchen Situationen zu urteilen, wenn man die Personen garnicht kennt.
Natürlich gibt es Zwangsheirat auch von Männern in der kurdischen Gesellschaft.
Ich kenne persönlich so einen jungen Mann, aber der Unterschied, er unternimmt nichts dagegen und lässt es sich ergehen.
Eine wirkliche Lösung gibt es dafür nicht, da jede Familie anders ist als die andere. Wie weit Menschen gehen können hat die Vergangenheit gezeigt. Das junge kurdische Mädchen bei lebendigem Leibe begraben wurden, dass sie gesteinigt wurden, das sie erschossen wurden, erstochen wurden, totgeschlagen wurden.... usw
Auch das junge Männer gezwungen werden oder sogar deswegebn geshclagen werden ist nicht was neues.
Man muss aber auch sagen, dass beid en Männern eher weniger vorkommt als bei den Frauen.
Das hängt wohl davon ab, dass diese Männer, obwohl sie verheiratet sind, auch mit anderen Frauen was haben.