Erdogan wendet sich von seinen neuen Freunden ab
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Erdogan wendet sich von seinen neuen Freunden ab
von Kudo21 am 19.06.2011 20:56
19.06.2011
Engste Beziehungen hat die türkische Regierung zu den arabischen Autokraten gepflegt. Nun geht Ankara im Eiltempo auf Distanz. Ministerpräsident Erdogan setzt sich als regionaler Führer des Umbruchs in Szene.
Istanbul (dpa) - Die brutale Gewalt arabischer Machthaber gegen ihre nach Demokratie und Freiheit strebenden Völker hat die Türkei zu einer politischen Kehrtwende veranlasst. Immer wieder forderte der islamisch-konservative Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die bislang als Freunde bezeichneten Herrscher zu eiligen Reformen auf. Die Reaktionen waren enttäuschend - wie zuletzt im Fall des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Mit einer Unterstützung der Oppositionskräfte nutzt Ankara nun den «arabischen Frühling», um eigene politische Ideen in der Region zu säen.
Dabei hofft die türkische Regierung mittelfristig auf eine reiche Ernte, wie Nabi Avci, außenpolitischer Berater von Erdogan und neu gewählter Abgeordneter der islamisch-konservativen AKP, nach dem Wahlsieg seiner Partei deutlich machte. «Im arabischen Frühling stellt sich die Türkei als Insel der Stabilität heraus», sagte er ausländischen Journalisten. Die Unruhen in der Region würden die Türkei nicht schwächen - im Gegenteil. Sein Land werde gestärkt aus dem politischen Umbruch hervorgehen.
Noch vor einem Jahr sah die Welt ganz anders aus. Von der Europäischen Union in den Bemühungen um einen Beitritt zurückgewiesen knüpfte die Türkei immer engere Beziehungen zu Regierungen in Staaten wie Syrien. Dem hatte die Türkei noch 1998 im Streit um Unterstützung für kurdische Rebellen mit Krieg gedroht. Erdogan pflegte seine neuen Freundschaften und versuchte - wie im Fall Irans - internationalen Druck abzuschwächen. Nato-Partner empfanden die Türkei als unsicheren Kantonisten. Türkische Konzerne jedoch konnten die Öffnung ihres Landes Richtung Osten und Süden für glänzende Geschäfte nutzen.
In Libyen, Syrien oder auch Ägypten lässt sich das große Geld nun erstmal nicht mehr verdienen. Auch die Freundschaften werden nicht mehr bemüht. Die Türkei pocht jetzt auf Grundsätze wie Demokratie und Menschenrechte, wie Außenminister Ahmet Davutoglu nach dem Wahlsieg seiner AKP vor einer Woche deutlich machte. Um die neue Situation im Nahen Osten zu besprechen, versammelte er Botschafter seines Landes.
Erdogan fuhr schwereres Geschütz auf. Er nannte das Vorgehen der syrischen Truppen barbarisch und unmenschlich. Vorher war der syrischen Opposition eine große Konferenz in Antalya erlaubt worden. Davutoglu reiste in der vergangenen Woche an die Grenze zu Syrien, wo inzwischen mehr als 10 000 Flüchtlinge in Zeltlagern auf türkischer Seite leben. Er habe die Angst in den Augen der Menschen gesehen, sagte der Minister.
Sollten den Angriffe der syrischen Truppen auf Gegner des Regimes weitergehen, wird dies bald schon zum Stresstest für die Beziehungen der Türkei zum Iran und Präsident Mahmud Ahmadinedschad werden. Auch ihn hatte Erdogan als «Freund» bezeichnet.
Doch in Syrien, wo der Iran über erheblichen Einfluss verfügt und eine Stütze des Regimes ist, zieht die Türkei nun kräftig am anderen Ende des Taus. Schon schießt der iranischen Auslandssender Press TV kräftig gegen die Türkei. Ankara habe sich mit den USA und Israel gegen die syrische Regierung verschworen und hetze die syrische Opposition auf, hieß es. Berichtet wurde, die von aufständischen Syrern verwendeten Waffen seien aus der Türkei eingeschmuggelt.
Die türkische Regierung hat dies bisher weitgehend unkommentiert gelassen. Doch in Worten und Gesten lässt Erdogan keinen Zweifel, dass er sich nun als regionaler Führer des Umbruchs versteht.
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Re: Erdogan wendet sich von seinen neuen Freunden ab
von Azadiyakurdistan am 19.06.2011 21:29Das hab ich auch in SyriaTv gehört. An der Grenze zur Türkei haben sich inzwischen 10000 Syrer versammelt die die Grenze überqeueren wollen. Und auf der anderen Seite leben schon mehr als 10000 Flüchtlinge in Lagern auf dem türkischen Boden.
In der kurdischen Stadt Efrîn Nordwest-Syrien haben viele Araber aus Heleb(Aleppo) und andere Städte Wohnungen für 6 Monate oder 1 Jahr gemietet um nach Efrîn zu flüchten wenn was passieren sollte.
Immer wenn die Araber in Schwierigkeiten raten flüchten sie zu den Kurden.
Silav û Rêz
Azad
Re: Erdogan wendet sich von seinen neuen Freunden ab
von botan_welatparez am 20.06.2011 00:35In Junge Welt stand letztens das die Lage in Syrien nicht wirklich so aussieht wie es in den westlichen Medien dargestellt wird und das EU und USA versuchen das so Emotional rüber zubringen. Was mich sehr gewundert hat, weil Jungewelt ist eine linke Zeitung und eigentlich pro ist gegenüber solcher Revolutionen. Was haltet ihr davon?
Re: Erdogan wendet sich von seinen neuen Freunden ab
von Azadiyakurdistan am 20.06.2011 14:29botan_welatparez
Bei den Linken geht es nicht wirklich um Revolutionen sondern ob diese gegen USA und EU gerichtet sind oder nicht. Da Syrien ein Freund de Irans ist und gegen USA und EU arbeitet berichtet die Junge Welt auch nicht so gern über die Revolution in Syrien. Bei den Linken geht es einfach nur um Interessen und nicht um Revolutionen.
Meiner Meinung nach hat die USA und EU bis jetzt sehr wenig für die Revolution in Syrien gemacht wenn man das mit Tunesien und Ägypten vergleicht.
Silav û Rêz
Azad
firat47
Gelöschter Benutzer
Re: Erdogan wendet sich von seinen neuen Freunden ab
von firat47 am 21.06.2011 11:39Die Berichte von Junge Welt finde ich persönlich nicht so gut. Viele Berichte die ich verneinen muss. Daher lese ich nix mehr von denen. Ich finde die nicht so informativ und finde selten Argumente für ihre Behauptungen, aber ist meine Meinung.