Wallerstein: „Demokratische Autonomie ist die optimale Lösung für die Türkei“

Wallerstein: „Demokratische Autonomie ist die optimale Lösung für die Türkei“

ANF 07.09.2010



Es ist offensichtlich, dass eine Autonomie der Kurden im Fall der Türkei und Nordkurdistan eine Realität geworden ist, die „demokratische Autonomie“ kann optimal sein, für die Lösung des kurdischen Problems, sagt der amerikanische Soziologe und historische Sozialwissenschaftler Immanuel Wallerstein.

Im Gespräch mit der Presse von Özgür Politika und von Meral Çiçek befragt, sagte Immanuel Wallerstein dass die aktuellen staatlichen Strukturen nicht ewig andauern werden und der Wandel unvermeidlich ist. "Nichts dauert, bis zum Ende der Geschichte. Das moderne Welt-System befindet sich in einem fundamentalen Wandel in der heutigen Zeit. Welche Staaten am Ende dieses Prozesses ähnlich zu sehen sind ist überhaupt nicht klar oder leicht vorherzusagen. Wir brauchen uns alle, überall, darüber nachzudenken, dies zu diskutieren und kämpferisch gerechtere Strukturen zu erreichen, um in ihnen zu leben", fügt Wallerstein hinzu.

Der Weltsystem-Analytiker Wallenstein, spricht sich für kulturelle und politische Autonomie der wichtigsten ethnischen Gruppen innerhalb der Länder aus, wenn die ernsthafte Nachfrage da ist und mit beträchtlicher Unterstützung innerhalb ihrer eigenen Bevölkerungen zu rechnen ist.
Es gilt diese Situationen von Fall zu Fall zu untersuchen. Im Falle der Türkei, kann dies auch die optimale Lösung sein.

Die Beantwortung der Frage, ob demokratische Autonomie möglich ist, innerhalb einer einheitlichen Struktur des Staates, sagte Immanuel Wallerstein "es ist offensichtlich das die kurdische Autonomie innerhalb der Türkei eine Realität geworden ist."
Die Türkei würde in dem Sinne nicht länger ein einheitlicher Staat sein wie sie es bislang immer war. Aber Einheitsstaaten basieren auf einem jakobinischen Modell, das seinen Nutzen überall überdauert hat. Auch Frankreich ist nicht mehr ein einheitlicher Staat im alten Sinne.

Die Beispiele der Selbstverwaltung wurden nicht in europäischen Ländern wie Frankreich, Belgien, Spanien, Italien und Großbritannien gegründet, sondern auch in Kanada und Indien.

Wallerstein erklärte weiter, dass Autonomen Gemeinschaften nicht nur der Rahmen, sondern auch das Instrument für sozialen Wandel sein könnten.
Hinsichtlich der zapatistischen Erfahrung, fügte er hinzu: "Die EZLN Staaten haben erklärt, dass ihr Ziel nicht nur die Autonomie sei, sondern auch die Überwindung der sozialen Hierarchie und des Kapitalismus.
In welcher Weise könnten Autonome Gemeinschaften nicht nur den Rahmen, sondern auch das Instrument für sozialen Wandel sein?
Per se, autonomen Gemeinschaften sind nicht unbedingt ein Instrument des sozialen Wandels, außer man erlaubt ihnen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Diese Entscheidungen werden nicht unbedingt diejenigen sein, welche die soziale Hierarchie überwindet. Um ein Instrument des sozialen Wandels zu sein, muss man weiter gehen und aktiv und auf vielfältige Weise, die Überwindung der sozialen Hierarchie nehmen. Die Neo-Zapatisten versuchen, dies zu tun. Aber nicht jede "Autonomen Gemeinschaft" hat oder wird dieses Ziel haben.

Silav û Rêz
Azad