(Kurdische Gemeinde Deutschland) Stellungnahme: Erklärung zu Schulbüchern

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(Kurdische Gemeinde Deutschland) Stellungnahme: Erklärung zu Schulbüchern

von Azadiyakurdistan am 01.06.2013 16:42



In einer öffentlichen Stellungnahme vom 24.05.2013 positionieren sich die türkischen Vereine Elternverband Ruhr (EVR) und Lehrerverband Ruhr (LVR) in einer unerträglichen Weise zu einer Resolution der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. In dieser Resolution, die vom Gewerkschaftstag im April 2013 verabschiedet worden ist, kritisiert der Gewerkschaftstag, dass die Buchreihe „Uzaktaki yakinlarimiz" den Schulfrieden und die Freiheit des Unterrichts gefährdet. Die Integration von türkischstämmigen Bürgern in die deutsche Gesellschaft werde durchgehend abgelehnt und über dies ein heroischer Mythos vom heldenhaften Türkentum beschworen.

„So sehr die türkischen Schulbücher den Schulfrieden gefährden, so sehr ist die öffentliche Stellungnahme der beiden türkischen Vereine dazu geeignet, den gesellschaftlichen Frieden nachhaltig zu stören" so Ali Ertan Toprak, Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschlands. Mit großer Irritation und Entrüstung haben Kurdinnen und Kurden in Deutschland einmal mehr zu Kenntnis nehmen müssen, dass das Menschenbild der beiden türkischen Vereine Elternverband und Lehrerverband Ruhr sich diametral zu unserem Grundgesetz verhält.

Der reflexartig verfassten Verteidigungsschrift der beiden Vorsitzenden Herr Ali Sak vom Elternverband Ruhr (EVR) und Herrn Kadir Akyazi vom Lehrerverein Ruhr (LVR) fehlt jegliche selbstkritische Reflexionskraft und Vision für eine multikulturelle Gesellschaft.

Die Erklärungsversuche von Herrn Sak und Herrn Akyazi bedienen sich rassisch begründeter Ressentiments und versperren somit jeglichen Weg eines konstruktiven Dialogs. Mehr noch erfüllt die diffamierende Erklärung persönlichkeitsverletzende Passagen, die wir mit Entschiedenheit zurückweisen.

Herr Sak und Herr Akyazi unterstellen der GEW, sie lasse sich von kurdischen und türkeifeindlichen Mitgliedern instrumentalisieren. Dies ist sachlich unzutreffend, da der kürzlich abgehaltene Gewerkschaftstag mit der gebotenen Sorgfalt die eingebrachten Anträge überprüft und darüber entschieden hat. Aus einer kritischen Resolution eine Türkeifeindlichkeit abzuleiten, ist nicht nur an Absurdität nicht mehr zu übertreffen, sondern auch zutiefst feindselig da versucht wird, kritische Stimmen mit dem Generalvorwurf der Türkeifeindlichkeit zum Verstummen zu bringen.

Es ist besorgniserregend, dass der Elternverein Ruhr, der mit öffentlichen Geldern Projekte wie zum Beispiel Förbiles – Förderung der bilingualen Lesekompetenz finanziert bekommt, und der Lehrerverein Ruhr, dem aktive Lehrkräfte angehören, die im Landesdienst tätig sind, sich mit rassistischen Vorwürfen zu Wort melden. Wir fragen uns mit berechtigter Sorge, mit welchem Menschenbild Herr Kadir Akyazi an seiner Essener Grundschule seine türkeistämmigen Schülerinnen und Schüler, unter denen zweifelsohne auch kurdische Kinder sind, unterrichtet.

Beide Vereine vermuten in ihrer Erklärung hinter der Gewerkschaftsresolution per se Kurden und andere Türkeifeinde. Sie bedienen damit die in türkisch- nationalistischen Kreisen weitverbreitete These, dass nur aus gewissen ethnischen Kreisen Türkeikritik zu erwarten sei. Damit stellen sie die Kurdinnen und Kurden unter Generalverdacht.
Ihrem nationalistisch begründeten Ressentiment fügen Herr Sak und Herr Akyazi ein weiteres Beispiel zu, indem sie zwei Experten, die als Gutachter zu den beanstandeten Schulbüchern Stellung genommen haben, ihre Expertise schlichtweg absprechen, da die Gutachter angeblich kurdischer Herkunft seien.

Offensichtlich beschäftigen sich die Herren Sak und Akyazi mehr mit ethnischen Hintergründen der Gutachter als mit sachlichen, wissenschaftlichen Argumenten, die in dem Gutachten zur Sprache gebracht werden.

Dies ist zutiefst beleidigend und offenbart bei beiden Herren eine Weltanschauung, die, wenn auch nicht weiter kommentiert werden muss, doch besorgniserregend ist. Sie verhöhnen Gutachten aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit. „Dies überschreitet das erträgliche Maß für einen konstruktiven Dialog" so der Bundesvorsitzende Toprak weiter.

Herr Toprak erwartet in den nächsten Tagen und Wochen eine konstruierte Protestwelle türkischer Organisationen gegen die GEW-Resolution und fordert die GEW auf, die notwendige Diskussion, auch wenn es unbequem wird, zu Ende zu führen, denn „wir haben" so Herr Toprak „in diesem Land das Geschenk des Grundgesetzes, dass uns allen eine gemeinsame Verantwortung für diese Gesellschaft abverlangt, jedoch ein Leben in Gleichberechtigung verbrieft".

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