Leben im Verborgenen

Erste Seite  |  «  |  1  |  2 [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Älteste Beiträge zuerst ]


Newroz_2010

-, Weiblich

  Einsteiger/in

Beiträge: 677

Re: Leben im Verborgenen

von Newroz_2010 am 26.07.2010 11:50

hört sich interessant an, schade das der Film auch nicht hier gespielt wird...

Als ich das Bild gesehen hab, habe ich komischer Weise an Kurdo gedacht der am gedeckten Tisch sitzt und das Essen genießt , aussedem die 4Kinder die er am meisten liebt und deshalb ebenfalls am Tisch sitzen dürfen :) drumherum sieht man die 16Frauen die zugucken dürfen ^^

;-) hey kurdo, bevor du dich wieder aufregst es war halt nur eine Gedanke mehr nicht ;-)

Antworten

Kudo21
Administrator

34, Männlich

  Fortgeschritten

Administrator/in

Beiträge: 1065

Leben im Verborgenen

von Kudo21 am 25.07.2010 12:46

Zwei iranische Filmemacher thematisieren Zensur und Diskriminierung in ihrem Land



Die iranische Künstlerin Shirin Neshat und ihr kurdischer Landsmann Bahman Ghobadi porträtieren zwei unterdrückte Bevölkerungsgruppen in Iran: die der Frauen – und die der jungen Pop-Musiker heute. Neshat wurde für ihr starkes Début in Cannes 2009 mit dem Silbernen Löwen für die Beste Regie ausgezeichnet.

Bettina Spoerri

Unterschiedlicher könnten das filmische Konzept und die Bildsprache kaum sein, wie sie von den beiden aus Iran stammenden Kunstschaffenden für neue Spielfilme gewählt wurden: hier Shirin Neshats bis ins letzte Detail durchkomponiertes, metaphorisch-surrealistisch angelegtes Filmpoem «Women without Men», dort der semidokumentarische, von spontanen Aufnahmen bestimmte Film «No One Knows about Persian Cats» von Bahman Ghobadi. Beide betreten mit diesen filmischen Werken, bezogen auf ihr bisheriges künstlerisches Schaffen, Neuland.

«Women without Men» ist der erste Langspielfilm der 1957 in Iran geborenen Künstlerin Shirin Neshat, die bisher mit Foto- und Videoarbeiten international auf sich aufmerksam gemacht hat; Bahman Ghobadi seinerseits, Jahrgang 1969, überrascht mit einem für ihn ungewöhnlichen Schauplatz und einem ästhetischen Vokabular, das sich von seinen früheren Arbeiten stark abhebt: Das abgeschiedene Gebiet von Iran-Kurdistan, Handlungsort einiger seiner bekanntesten Filme wie etwa «A Time for Drunken Horses» (2000), ersetzt er durch die urbane Kulisse der iranischen Hauptstadt, und statt langer Einstellungen dominieren hier hektische Handkamerabilder und Intermezzi in Musikclip-Manier.
Anzeige


Mit Ghobadi folgt man dem Musikerpaar Negar und Ashkan – besetzt sind diese wie fast alle Rollen in dem Film von Laiendarstellern, die sich selbst spielen – in die verwinkelten Gänge zu den Verstecken der Underground-Musikszene in Teheran. Auf der Suche nach Mitgliedern für ihre Indie-Rock-Band stöbern sie mit Hilfe des umtriebigen Hamed heimliche Probelokale und Aufnahmestudios an ungewöhnlichsten Orten auf. Ihre Entdeckungsreise führt zu jungen, sich nach einem gesellschaftlichen Aufbruch sehnenden Menschen, zerrissen zwischen dem Wunsch, als Pop-, Rock- oder Jazz-Musiker in Iran leben zu können, und den Realitäten in einem Staat, der sie durch die Verweigerung von Bewilligungen in die Illegalität treibt – oder mit gefälschten Papieren ins Ausland.
Odyssee beim Drehen

Die beschränkten Bewegungsmöglichkeiten, welche die staatliche Zensur den Kunstschaffenden überhaupt noch lässt, spiegeln sich auch in den Produktionsbedingungen und der Bildsprache von Ghobadis Film: Da ihm die Behörden den Zugang zu einer 35-mm-Filmausrüstung verweigerten, wich er auf digitale Kameratechnik aus. Wie beispielsweise auch die Aufnahmen aus den Slums von Mumbai in Boyles «Slumdog Millionaire» wurden die Bilder in «No One Knows about Persian Cats» mit einer SI-2K-Kamera eingefangen, was dem kleinen Drehteam, das sich immer wieder auf der Flucht vor der Polizei befand, ein Maximum an Mobilität und Improvisationsspielraum erlaubte. Die besonderen Umstände dieser Odyssee liefern hier zwar ein interessantes Setting, eingebettet ist die ganze Sache allerdings in eine eher dürftige Handlung.
Frauen in der muslimischen Welt

Während Ghobadi, der in seinem bisherigen Werk das Leben der kurdischen Minderheit in Iran thematisierte, die musikalische Revolte im Untergrund sichtbar macht, vertieft Shirin Neshat mit ihrem Spielfilmdébut ein Anliegen, das sich wie ein roter Faden von ihrer vielbeachteten, frühen Fotoarbeit «Women of Allah» hin zu ihren Videoinstallationen zieht: die Situation der Frauen in der muslimischen Welt. «Women without Men», basierend auf dem gleichnamigen, in Iran verbotenen Roman von Shahrnush Parsipur, erzählt auf eindringliche Weise von vier Frauen, die in einer patriarchalen Welt Unabhängigkeit und Freiheit suchen. In poetisch-phantastischen Bildern im Stil des magischen Realismus malt Neshat ein atmosphärisch dichtes Tableau der Zeit um 1953, als Premierminister Mossadegh gestürzt wurde. Äusserst eindrücklich gelungen sind die kunstvolle Bildkomposition und die intensive Gestaltungskraft der charismatischen Schauspielerinnen. Während wütende Demonstranten durch Teheran ziehen – durch eine sorgfältige Choreografie und in farblosen Bildern verfremdete Szenen –, finden die Frauen Zuflucht in einem mystischen Garten, den die ehemalige Sängerin Fakhri gekauft hat, um sich von ihrem gefühllosen Mann zu trennen. Hier erleben Munis, die Gefangene ihres religiös-konservativen Bruders, ihre Freundin Faezeh, Opfer einer Vergewaltigung, und die ausgezehrte Prostituierte Zarin Schutz vor Gewalt und Unterdrückung. Doch dieser paradiesische Zustand ist nicht von langer Dauer, schon bald brechen Willkür und Tod in die Oase ein.
Keine Aufführung in Iran

Neshats Film, der in Marokko gedreht werden musste, wird wohl wie Ghobadis Film in Iran keine Aufführerlaubnis erhalten. Die iranischen Machthaber verfolgen ihnen nicht genehme Künstler, wie ihr Kollege Babak Jalali («Frontier Blues») kürzlich erfahren musste, erbarmungslos. «Women without Men» wird ebenfalls ihren Unmut wegen des verbotenen Buches von Parsipur erregen; aber viel mehr noch, weil der Film zwar historische Ereignisse darstellt, aber durch die verfremdende Stilisierung eine universale und weiterhin dringliche Botschaft vermittelt: den Ruf nach Befreiung von der Unterdrückung.

«Women without Men» im Kino Arthouse Movie in Zürich. «No One Knows about Persian Cats» startet am 1. Juli in den Zürcher Kinos.

Quelle

Antworten
Erste Seite  |  «  |  1  |  2

« zurück zum Forum