Die Traurigkeit des Bürgermeisters von Sur
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Die Traurigkeit des Bürgermeisters von Sur
von Kudo21 am 07.06.2011 20:42Der Sohn eines der populärsten kurdischen Politiker in der Türkei ist in den Bergen bei der PKK. Der Vater versteht ihn, sieht seinen Platz aber trotzdem im Parlament.
Den 30. Mai ging Agit in die Berge. Seinem Vater sagte er nichts. Er war einfach verschwunden. Der Vater sagt heute, dass er so etwas geahnt habe. Er habe gefühlt, dass sein jüngster Sohn in die Berge wollte. Das war vor zwei Jahren. Agit war sechzehn damals, ein Kind noch. Er war nicht der erste, den es in die Berge zog, und er war auch nur für wenige Tage der letzte. Viele tausend junge Männer und auch einige junge Frauen aus der Gegend sind in die Berge gegangen in den vergangenen Jahren, und viele sind dort umgekommen.
„Bedauern Sie, dass Ihr Sohn in den Bergen ist? Sind Sie traurig?“ – „Natürlich bin ich traurig. Aber er ging ja nicht zu einem Picknick dorthin, sondern für die Freiheit. Für mich sind alle diese Leute in den Bergen meine Söhne und Töchter. Sie gingen um der Freiheit Willen dorthin. Ich schäme mich nicht deswegen, und ich bedauere es auch nicht. Als Vater bin ich trotzdem traurig, weil ich mir wünsche, dass dies ein Land wird, das niemanden in die Berge treibt.“
Tief im Südosten der Türkei, am schmutziggrauen Wasser des Tigris, liegt die Millionenstadt Diyarbakir. Im Zentrum von Diyarbakir befindet sich der Altstadtbezirk Sur. Dort, im zweiten Stock des Gebäudes der Stadtteilverwaltung, links vom Aufzug, hat Abdullah Demirba sein Büro, der Bürgermeister von Sur. Er ist der Vater, dessen Sohn in die Berge gegangen ist – und der jetzt sagt, dass er seinem Sohn davon abgeraten hätte, in die Berge zu gehen, weil es auch andere Möglichkeiten gebe, für die Rechte der Kurden zu kämpfen.
Der sagt, dass es am 6. Mai 2009 zu einem letzten ernsthaften Gespräch zwischen ihm und dem Sohn gekommen sei. „Am Tag vorher war ich zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden, weil ich gesagt hatte, dass die Tränen einer türkischen Mutter, deren Sohn als Soldat erschossen wurde, sich nicht von den Tränen einer kurdischen Mutter unterscheiden, deren Sohn als Guerilla starb.“ Das brachte die Justiz gegen ihn auf – wegen Unterstützung des kurdischen Separatismus.
Politik aus Gewehrläufen
Abdullah Demirba legte Berufung ein, das Verfahren läuft noch. Am Tag nach dem Urteil sei sein Sohn zu ihm gekommen und habe gesagt: „Das hat man davon, wenn man auf demokratische Weise Politik macht. Dieser Staat und diese Regierung akzeptieren demokratische Regeln nicht. Sie verstehen Politik nur, wenn sie aus Gewehrläufen kommt.“ Natürlich weiß man nicht, ob der Sohn diese Sätze wirklich so gesagt hat. Man weiß auch nicht, ob der Vater dem Sohn tatsächlich widersprach und ihm antwortete, der beste Weg, um für die Rechte der Kurden zu kämpfen, führe über die Politik. Sicher weiß man nur, was sie alle wissen in Sur, die Arbeitslosen in den Teestuben, die Obsthändler, die Lastenträger vom Markt: Der Sohn des Bürgermeisters ist in die Berge gegangen. Er kämpft jetzt bei der PKK.
In die Berge gehen, das bedeutet hier im kurdisch dominierten Südosten der Türkei: Über die Grenze gehen, in den Irak. Dort, in den Kandil-Bergen, haben die Freischärler der sogenannten „Partei der Arbeiter Kurdistans“ (PKK), die nicht nur in der Türkei, sondern auch in der EU und in den Vereinigten Staaten als terroristische Organisation gilt, ihre Schlupfwinkel. Von dort aus stoßen sie, sofern nicht gerade ein Waffenstillstand ausgerufen wurde, auf das Gebiet der Türkei vor, um Konvois oder einsame Außenposten der türkischen Armee zu überfallen. Danach geht die Armee meist zu einem Gegenangriff über. Regelmäßig berichten die türkischen Zeitungen von „Aktionen“ der türkischen Streitkräfte und ihrer Luftwaffe in den Kandil-Bergen. „Bei der jüngsten Aktion in den Kandil-Bergen wurden sieben kurdische Terroristen getötet“ – so oder ähnlich lauten die Meldungen in den Zeitungen.
Der PKK mangelt es nicht an Nachwuchs
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Re: Die Traurigkeit des Bürgermeisters von Sur
von Azadiyakurdistan am 08.06.2011 17:38Alan dein Link was du am Ende angegeben hast funktioniert nicht.
Ich glaube das du es von FAZ hast. Die Nachrichten in FAZ was Kurden angeht gefallen mir nicht, da wird viel Anti-Kurdisch veröffentlicht. Ich denke mal das die türkische NAtionalisten geschafft haben diese Zeitung zu unterwandern.
Die können nicht mal Demirtash schreiben sondern lassen es einfach Demirta stehen.
Silav û Rêz
Azad